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Lahn-Radweg

Der Lahntal-Radweg ist einer jener Fernradwege, die man differenziert betrachten muss, um sich ein präzises Bild vom Ausbaustatus zu machen … um also im Vorfeld zu planen, was einen auf dem Radweg erwartet. Nimmt man den Radweg als Ganzes, also die 250 Kilometer umfassende Route vom Start an der Quelle bei Walpersdorf (in über 600 Metern Höhe am Lahnkopf) bis zur Mündung in den Rhein (bei Lahnstein), dann erscheint der Lahn-Radweg durchmischt. Wollte man in diesem Sinne eine Empfehlung für den gesamten Radfernweg (global) abgeben, ohne die einzelnen Etappen im Detail zu betrachten, müsste man beispielsweise Familien mit kleinen Kindern vom dem schönen Fluss-Radweg abraten, denn er ist durchsetzt von einigen Etappen auf Straßen, die teilweise recht verkehrsreich sein können. Allerdings, und das ist der entscheidende Punkt: diese Etappen sind meistens kurz. Für Familien mit kleinen Kindern können solche verkehrsreiche Engstellen einen Engpass bilden, der nicht oder nur mit Mühe zu überwinden ist. Allerdings lassen sich diese Stellen auf dem Lahntal-Radweg in der Regel mit dem Zug überbrücken.

Der Lahn-Radweg: eine Premium-Radroute?

Das Lahntal ist touristisch ausgesprochen attraktiv. Der Radweg führt – vor allem im Quellgebiet – unter bewaldeten Bergen entlang, die von Burgen und Schlössern gesäumt sind, wie etwa in Bad Laasphe oder in Biedenkopf. Städte mit beeindruckendem, historischem Stadtbild reihen sich wie Perlen an einer Schnur aneinander. Der Radweg verläuft meistens in der Nähe des Flusses und zeigt sich somit als ein lupenreiner Fluss-Radweg. Am Radweg warten einladende Freizeiteinrichtungen, wie etwa der Seepark Niederweimar, ein Badesee mit Sandstrand, Beachbars und Fungeräten (Rutschen etc.). Unzählige Museen, wie das Lottehaus und Jerusalemhaus – die Schauplätze von Goethes berühmtem Werther-Roman – oder Industriemuseen wie die Leica-Erlebniswelt in Wetzlar oder das Besucherbergwerk in Solms liegen auf der Route. Weiterhin warten bedeutende Baudenkmäler, wie der Dom in Wetzlar, das Kloster Altenberg in Solms, das Schloss Braunfels oder das Schloss Weilburg oder der Limburger Dom. In der Universitätsstadt Gießen lohnt ein Besuch im Mathematikum: ein Museum, wo man Mathematik hautnah erleben kann. Im Liebig-Museum kann man das Labor von Justus von Liebig besichtigen. Lebendige Städte, wie die Universitätsstadt Marburg, sorgen für Abwechslung. Touristisch gesehen ist der Lahn-Radweg eine der Top-Destinationen unter Deutschlands Fluss-Radwegen, allenfalls vergleichbar mit dem Neckar-Radweg oder einigen ausgesuchten Etappen des Main-Radwegs. Auch die touristische Infrastruktur (Campingplätze, Hotels) ist sehr gut. Touristik, Kultur, Spaß und Sightseeing sowie ein effizientes Marketing von Seiten der Touristiker sind Aspekte einer Premium-Radroute. Doch auch die Wegqualität und Sicherheit sind entscheidende Faktoren. Man muss nicht zwingend an der Lahnquelle starten, die nur über recht steigungsreiche Landstraßen zu erreichen ist oder aber über Forstwege, die nicht asphaltiert sind. Man kann beispielsweise auch in Feudingen in den Radweg einsteigen (Bahnanschluss!), sodass man mit dem Zug wieder gut zum Einstiegspunkt zurückkommt. Von Bad Laasphe bis Biedenkopf gibt es stellenweise etwas Verkehr und rund um Wallau auch Steigungen. Auf der Weiterfahrt bis Caldern stößt man nicht immer auf getrennte Radwege, aber der Verkehr hält sich bis auf einige überschaubare Abschnitte in Grenzen. Kurzzeitig muss man befahrene Landstraßen in Kauf nehmen, wie etwa bei Elmshausen oder kurz nach Caldern. Ab Sterzhausen zeigt der Lahntal-Radweg seine Sonnenseite: Auf den nachfolgenden 11 Kilometern bis Marburg gibt es quasi durchgehend getrennte, autofreie und asphaltierte Radwege. Auch die Stadtdurchfahrt in Marburg ist (direkt am Lahnufer entlang) quasi autofrei. Von Marburg nach Gießen sind die Radwege gut befahrbar und nur mit jeweils kurzen Etappen durchsetzt, wo man sich die Fahrbahn mit Autos teilen muss. Bei Heuchelheim gabelt sich der Lahnradweg in zwei Varianten. Eine führt an den Badenseen im Süden Heuchelheims vorbei. Der Radweg verläuft aber in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schnellstraße B429. Die andere Variante führt über Atzbach nach Lahnau. Letztere ist landschaftlich schöner. Auch von Wetzlar nach Limburg gibt es überwiegend gut ausgebaute, getrennte und asphaltierte Radwege. Auf der Weiterfahrt nach Bad Ems ist der Lahn-Radweg jedoch wieder durchsetzt mit Versatzstücken, wo man stärkeren Verkehr einkalkulieren muss, insbesondere rund 10 Kilometer auf der Landstraße zwischen Balduinstein und Laurenburg. Außerdem warten hier teils starke Steigungen und Gefälle. Bis kurz vor Nassau gibt es zwar wieder (recht hügelige), gut ausgebaute Radwege, aber bei der Ortseinfahrt in Nassau muss man wieder kurz auf die Bundesstraße. Wer mit kleinen Kindern auf Tour ist, der sollte die Strecke zwischen Limburg und Nassau besser mit dem Zug überbrücken. Ab Nassau warten durchgehend sehr gut ausgebaute Radwege bis zur Lahnmündung in Lahnstein. Der einzige Wermutstropfen ist, dass diese überwiegend begleitend zur Bundesstraße sind. Von Lahnstein sind es nur wenige Kilometer nach Koblenz, die sich sehr gut auf dem Rhein-Radweg (direkt am Rheinufer entlang) radeln lassen. Fazit: Aufgrund seiner landschaftlichen und touristischen Attraktivität kann man den Lahn-Radweg als schöne Premium-Radroute mit Einschränkungen einstufen, wenn man von Limburg bis Nassau auf den Zug umsteigt. Für ganz kleine Kinder ist der Radweg nur auf einigen ausgesuchten Etappen machbar. Eine Premium-Radroute im engen Sinne ist der gesamte Lahntal-Radweg aber insgesamt nicht, da es aktuell noch zu viele – manchmal unübersichtliche – (wenngleich meist kurze) Versatzstücke auf befahrenen Straßen gibt. Trotzdem darf man den Lahn-Radweg insgesamt zu den schönen Fluss-Radwegen in Deutschland zählen.