Denkt man an Holland,
so fallen einem Tulpen, Windmühlen und Fahrräder ein: Holland
gilt als das Radland schlechthin. Es gibt sogar ein Fahrrad, das den
Landesnamen trägt: das Hollandrad. Auf diesem sitzt man in
lässiger, aufrechter Sitzweise. Eine Schaltung braucht es nicht
zwingend und wenn doch, dann tut es eine Dreigang-Nabenschaltung. Die
Radwege in den Niederlanden sind meistens flach wie ein Pfannkuchen.
Viele Holländer schätzen das Rad aus pragmatischen
Gründen. Die Niederlande zählen zu den am dichtesten
besiedelten Ländern der Welt, oftmals schließt eine
Ortschaft an die nächste an und man meint sich in einer einzigen,
großen Stadt. Ein Citybike wie das Hollandrad, das an den
zahllosen Kreuzungen und Ampeln ein komfortables Anhalten und Anfahren
ermöglicht, macht deshalb Sinn. In den Ballungsräumen rund um
Rotterdam, Utrecht und Amsterdam ist der Autoverkehr derart heftig und
massive Staus sind so häufig, dass man mit dem Fahrrad meistens
schneller voran kommt als mit dem Auto. In den Niederlanden werden
deshalb aktuell zahlreiche
Radschnellwege
gebaut, die das Straßennetz entlasten sollen. Radschnellwege sind
besonders breit, Kreuzungen werden durch Kunstbauten vermieden (Tunnel,
Brücken). Radschnellwege sind folglich so etwas wie Autobahnen
für Radfahrer und zudem prädestiniert als Premium-Radwege. In
den Ballungsräumen soll ein dichtes Netz solcher Radschnellwege
entstehen. Das Straßennetz kann derart um rund 20 Prozent
entlastet werden. Einige dieser Radschnellwege existieren bereits.
Radnetz
Niederlande
Den Niederlanden haftet das Klischee an, dass es nahezu
überall sehr gut ausgebaute Radwege und ein entsprechend dichtes
Radnetz gibt. Das stimmt und es stimmt auch nicht. Richtig ist, dass es
entlang der größeren Landstraßen fast immer
straßenbegleitende Radwege gibt. In den Niederlanden muss man
jedoch heftigen Autoverkehr einplanen, sodass es nicht unbedingt ein
Genuss ist, dutzende Kilometer entlang befahrener Straßen
zurückzulegen, mag auch ein getrennter Radweg existieren. Im
Gegenzug dürfen Nationalstraßen und größere
Landstraßen in der Regel nicht mit dem Rad befahren werden.
Abgesehen von diesen straßenbegleitenden Radwegen sind getrennte,
eigens ausgebaute Radwege nicht so häufig anzutreffen, wie man
glauben könnte. Ein beachtlicher Teil des niederländischen
Radnetzes verläuft entweder auf kleinen, meist sehr schwach
befahrenen Landstraßen oder auf Wirtschaftswegen, die für
den Autoverkehr nicht gesperrt sind. Hier kann man zwar gut Rad fahren,
aber man muss Autos dennoch einkalkulieren. Für ganz kleine Kinder
eignet sich das niederländische Radnetz deshalb teilweise nicht,
auch im Hinblick auf die Barrierefreiheit und andere Aktivitäten
(wie Inline-Skaten) muss man Einschränkungen hinnehmen. Es kommt
hinzu, dass in den Niederlanden auf den meisten Radwegen
Mopeds zugelassen sind, die oft
schnell und lautstark unterwegs sind.
Fernradwege
in den Niederlanden
Ganz Holland wird von einem Netz an nationalen Fernradwegen durchzogen,
die sogenannten
LF-Routen. Das
Kürzel LF steht für „Landelijke Fietsroutes“
(Überlandrouten). Die LF-Routen sind überwiegend sehr gut
ausgeschildert (grüne Schrift auf weißem Grund).
Auch Radschilder mit roter Aufschrift trifft man an: diese sollen den
kürzesten Weg von A nach B weisen.
Die Überlandrouten sind durchnummeriert. Die Radroute LF 1
entspricht beispielsweise dem niederländischen
Nordseeküsten-Radweg. Eine Besonderheit der Radbeschilderung ist,
dass die Fahrtrichtung angegeben wird. So führt die Radroute LF1 a
von Norden nach Süden, die LF1 b hingegen in umgekehrter Richtung
von Süden nach Norden. Die meisten Fernradrouten in den
Niederlanden eignen sich auch gut für Genussradler: sie sind
flach, starken Verkehr muss man in der Regel nur selten in Kauf nehmen
und wenn, dann jeweils nur auf kurzen Abschnitten. Der
Nordseeküsten-Radweg
ist sicherlich die am besten ausgebaute Fernradroute in den
Niederlanden, denn der Anteil an reinen Radwegen ist vergleichsweise
sehr hoch.
Außer der Beschilderung als LF-Routen gibt es in den Niederlanden
eine Ausschilderung in Form eines Knotenpunkt-Systems.
Reiseinformationen
Niederlande
Reisezeit
Die niederländische Küste ist zur Hochsaison (Juli, August)
stark überlaufen. An Übernachtungsangeboten kann es deshalb
– vor allem in den Sommerferien – sehr eng werden. Wer eine
Radreise in der Hochsaison plant, sollte in jedem Fall frühzeitig
buchen. Die beste Reisezeit ist Mai und Juni: dann ist die Küste
noch nicht so stark überlaufen, das Klima jedoch angenehm. In
einigen Küstenregionen ist allerdings immer etwas los, vor allem
von Zandvoort bis Scheveningen.
Heftigen (ja stürmischen) Gegenwind kann man an der Nordsee nie
ausschließen. Das kann die Reichweite erheblich verlangsamen.
Diesen Aspekt sollte man bei der Etappenplanung bedenken. Obgleich die
Radwege flach und leicht zu radeln sind: starker Gegenwind –
oftmals über den ganzen Tag hinweg – kann konditionell einer
stetigen, strammen Bergfahrt entsprechen. Das Wetter an der Nordsee ist
besser als sein Ruf, wetterfeste Kleidung gehört dennoch ins
Gepäck.
Von November bis April hat die Radfähre von Hoek van Holland nach
Maasvlakte (neuer Europa-Hafen von Rotterdam) Winterpause
(Nordseeküsten-Radweg). Die Fähre ist fester Bestandteil des
Nordseeküsten-Radwegs.
Währung,
Dokumente, Gesundheit
Die Niederlande sind Gründungsmitglied der EU und Mitglied des
Schengenabkommens. Zur Einreise genügt für deutsche
Bundesbürger ein Personalausweis. Die Währung in den
Niederlanden ist der Euro. Geldautomaten sind reichlich vorhanden Die
medizinische Versorgung ist sehr gut (vergleichbar mit
Deutschland,Österreich, der Schweiz). Auch die touristische
Infrastruktur (Campingplätze, Hotels, Tourist-Infos) ist auf allen
niederländischen Routen, die auf der hier vorliegenden Website
beschrieben werden, gut bis sehr gut. An
Einkaufsmöglichkeiten (Supermärkte etc.) und auch im Hinblick
auf die Gastronomie gibt es entlang der Routen keinen Mangel.
Bahn
& Fähren
Die niederländische Staatsbahn nimmt Räder mit, allerdings
wochentags nur außerhalb der Rushhour (6.30 – 9.00 Uhr;
16.30-18.00 Uhr) und nur, soweit Kapazitäten verfügbar sind.
Ausnahmen gibt es in der Ferienzeit (ohne Ausschlusszeiten). Für
die Fahrradmitnahme muss ein gesondertes Ticket gelöst werden. An
den Waggons für den Radtransport ist ein blaues Fahrradsymbol
angebracht. Das niederländische Eisenbahnnetz zählt zu den
dichtesten in Europa, allerdings muss man auf längeren Fahrten
häufig umsteigen. Wer die Bahn zur An- oder Rückfahrt
einplant, sollte sich bereits im Vorfeld über den Streckenverlauf
und Möglichkeiten zur Fahrradmitnahme informieren und entsprechend
reservieren (auch die Fahrradmitnahme).
Weitere
Infos & Adressen
Stichting Landelijk Fietsplatform:
umfangreiche, offizielle Website zum Radfahren in den Niederlanden mit
Radtourenplaner und der Möglichkeit, GPS-Tracks zu den einzelnen
Fernradrouten kostenfrei herunterzuladen:
www.hollandfahrradland.de
Niederländisches Büro
für Tourismus & Convention (NBTC), das offizielle
Webportal der Niederlande (keine telefonische Auskunft):
www.holland.com
VVV-Büros: VVV steht
für Vereniging voor Vreemdelingenverkeer, zu Deutsch
„Vereinigung für Fremdenverkehr“. VVV- Stellen gibt es
in jeder größeren Stadt. Die VVV- Büros liegen zentral,
meist in der Nähe der Bahnhöfe oder an markanten Orten in den
Fußgängerzonen. Hier kann man Übernachtungen buchen und
Reiseführer oder Kartenmaterial kaufen.