Um diese Website in optmierter Form zu betrachten,
sollten Sie in Ihrem Computer Java-Script eingeschaltet lassen.

THE EUROPEAN CYCLING PROJECT

BeNeLux> Niederlande > Nordseeküsten-Radweg

Nordseeküsten-Radweg Lf1 Niederlande

Von Den Helder nach Sluis / Damme (mit Anschlussroute nach Brügge)


Nordzeroute Niederlande


 Fakten zum Nordseeküsten-Radweg Niederlande

Tourenverlauf: Zandvoort, Hoek van Holland, Domburg, Vlissingen, Sluis, Damm,  (Brügge)

Länge: 317 km bis zu belgischen Grenze bei Sluis,  331 km bis Brügge. Die Fährpassagen von ca. 13 Kilometern gesamt wurden dabei nicht eingerechnet.
Etappe  Zandvoort - Brügge: 230 km (ohne Fährpassagen).

Beschilderung: gute Beschilderung als LF 1 Nordzeeroute

Fahrbahn: fast durchgehend asphaltiert, nur sehr kurze Abschnitte auf gut befahrbarer Kiesauflage. Allerdings verläuft der Radweg auf dem nördlichen Abschnitt von Den Helder bis Hoek van Holland immer wieder auf Plattenbelag. Dieser ist mit dem Tourenrad sehr gut befahrbar (feines Pflaster, kein Kopfsteinpflaster"!). 

Verkehr: nahezu kein Verkehr, nur kurze Etappen auf wenig befahrenen Landstraßen, die den Charakter von Wirtschaftswegen haben. Die einzige Ausnahme hiervon ist die Etappe rund um Beverwijk und Ijmuiden : hier wird eine industriell geprägte Region durchfahren, die streckenweise einer einzigen, langen Stadtdurchfahrt gleicht (Industriegebiete, Wohngebiete - teilweise auf der Straße. 

Andere Aktivitäten:  die gesamte Route ist nur mit dem Rad empfehlenswert.

Kinder: der größte Teil der Route eignet sich bestens für Kinder, insbesondere die autofreien Radwege von Den Helder bis  Groet sowie von Zandvoort bis kurz vor Scheveningen (Ortsdurchfahrt von Scheveningen im Verkehr!) und von Hoek van Holland bis Vlissingen. Insgesamt empfiehlt sich die Route jedoch nur für altere Kinder von 8 bis 10 Jahren. Siehe hierzu auch Textteil.

Abfahrt & Rückfahrt: Bahnanschlüsse am Startpunkt in Den  Helder. Über einen kurzen Abstecher auf der Flandernroute (von Damme nach Brügge) erreicht man Brügge: von hier Bahnanschluss zurück zum Startpunkt (mit Umsteigen in Rotterdam und Amsterdam).

 Karten 

Inzwischen (seit 2016) gibt es eine bikeline Radtourenführer, der nahezu den gesamten niederländischen Nordseeküsten-Radweg abdeckt:

Radrunde Niederlande bikeline - Esterbauer Verlag ISBN: 978-3-85000-685-9

Der bikeline Radführer kann in jeder Buchhandlung bezogen werden.

In dem oben genannten Radtourenbuch fehlen nördlich nur einige Kilometer bis Den Helder, südlich fehlt der Abschnitt von Vlissingen zur belgischen Grenze nach Sluis. Für letztere Etappe (Vlissingen - Sluis) empfiehlt sich die  Fahrradkarte ANWB Fietskaart (16) Zeeland, 1: 50.000

Info

www.holland.com
www.nederlandfietsland.nl


Nordseeküsten-Radweg Niederlande: weite Dünen und Strände

 
Der niederländische Abschnitt des Nordseeküsten-Radwegs  zählt zu den faszinierendsten Küsten-Radrouten in Europa. Aber man  muss zugeben: die Radroute hat ihre Eigenarten, da können sich die Geister schon auch mal scheiden. Doch nun Punkt für Punkt und Schritt für Schritt, was diese Radroute ausmacht. Der Radweg ist sicherlich eine der am besten ausgebauten Fernradrouten in den Niederlanden. Zwar hat man das Meer meistens nicht im Blick, da der Radweg überwiegend  hinter den riesigen Dünen verläuft. Doch es gibt regelmäig Treppchen hoch auf die Dünen und zu den schier endlosen, breiten, weißen Sandstränden. Das Meer liegt also meist nur eine Minute Fußmarsch vom Radweg entfernt. Über Kilometer hinweg kann man das Meer dafür sogar in zwei Himmelsrichtungen bewundern: nach Osten und nach Westen. Wer mitgedacht hat, der ahnt bereits, dass solches nur möglich ist, wenn man sich entweder auf einem Schiff oder einer Insel befindet ... oder man fährt über das Meer. Letzteres ist der Fall. Rund 25 Kilometer führt die Radroute mitten über das Meer. Möglich macht das eine gigantische Deich- und Sperranlage, ein Sturmflutwehr: die sogenannten Deltawerke. Diese werden auf dem Abschnitt zwischen Hoek van Holland und Vlissingen auf dem Radweg überfahren.

Die Radroute durchstreift ein Universum aus Wasser und Sand. Schier endlos sind die sauberen Strände. Wer Radeln mit Baden verbinden will, der liegt hier richtig. Viele sympathische Rad- und Strandcafés liegen an der Route, die touristische Infrastruktur ist nahezu perfekt. Wie gesagt: die Dünen versperren zwar öfters den Blick zum Meer, dafür ist es ein Erlebnis, kilometerweit durch eine Dünenlandschaft zu radeln
.
durch die Dünen
Foto oben: Typisch für  den niederländischen Nordseeküsten-Radweg sind die Radwege durch die Dünen und die Treppchen zum Strand.

Nun zu jenen Seiten der Route, die man nicht verschweigen sollte. So wird beispielsweise der ultramoderne Hafen von Rotterdam durchfahren. Die Kraftwerke und Schornsteine des Rotterdamer Hafens sieht man in der flachen Landschaft über dutzende Kilometer hinweg, oft auch von den Stränden aus. Der Rotterdamer Hafen ist der größte Europas und einer der größten weltweit, entsprechend befahren sind die Schifffahrtsstraßen an der Küste. Auch rund 200 Kilometer südlich von Rotterdam, bei Vlissingen, führt eine stark befahrene Schifffahrtsstraße durch die Scheldemündung
.
Es regnet nicht immer an der Nordsee
Foto oben: nein, es regnet nicht immer an der Nordsee .... und dass die Wege mit einerKiesauflage versehen sind (wie oben auf dem Foto) ist eher die Ausnahme, meistens sind sie asphaltiert.

Bei Vlissingen kommen die Hochseeschiffe auf wenige hundert Meter an die Strände heran. Beim Baden ist das schon ein komisches Gefühl. Der Strand von Oostkapelle wurde 2016 dennoch zum schönsten Strand der Niederlande gekürt. Der Radweg führt daran vorbei. Im Gegenzug sollte man sich nicht durch die besagte Industrieoptik täuschen lassen, welche einige Strände begleitet. Die Wasserqualität ist hervorragend, sogar auf der Halbinsel Voorne rund um Rockanje, südlich des Hafens von Rotterdam. Auch die Luftqualität ist sehr gut. Umweltauflagen, die zu den strengsten Europas zählen (siehe auch unten den Artikel zu Maasvlakte) garantieren dafür.

Nordseeküsten-Radweg-Deltawerke
Foto oben: gleich gehts über das Meer: der Radweg führt über die am Horizont bereits erkennbaren Deltawerke hinweg.

 Die Sperranlagen der Deltawerke verbinden die großen Halbinseln Zeelands, die wie Finger in das Meer hinausragen, miteinander. Diese Wehr- und Deichanlagen sind oft schmal, sodass für den Radweg nicht viel Platz bleibt. Zwar gibt es immer getrennte Radwege und man muss sich nicht in den Verkehr einreihen, aber auf der rund neun Kilometer langen Fahrt über den Oosterscheldekering, das Herzstück der Deltawerke, verläuft der Radweg weitgehend straßenbegleitend zur Nationalstraße. Der Radweg ist hier nur durch eine etwa kniehohe Betonabsperrung von der Straße getrennt. Für kleine Kinder ist dieser Streckenabschnitt nicht geeignet: zwar gibt es keine Autos auf dem Radweg, aber es besteht Gefahr, bei einem Sturz über die Betonabsperrung auf die Straße geschleudert zu werden. Dafür wird man auf dem sechs Kilometer langen Brouwersdam kaum vom Autolärm beeinträchtigt. Diese Überfahrt über die Deiche der Deltawerke ist deshalb durchaus Familien-geeignet. Der Brouwersdam wird von weiten Stränden gesäumt.

Frachter gehören manchmal zur Kulisse auf dem Nordseeküstenradweg
Foto oben: Frachtschiffe  gehören öfters zur Kulisse auf dem Nordseeküsten-Radweg.

Trotz der besagten Einschränkungen: die Fahrt über das Meer, auf den Wehren der Deltawerke, ist wirklich ein einzigartiges Erlebnis, sogar bei stürmischem Wetter, denn gerade dann hat man das Gefühl auf hoher See zu radeln, … einfach unglaublich. 

 Höhenprofil, Etappenplanung &  Übernachten


Die Radroute ist überwiegend völlig flach, nur  streckenweise ist das Gelände in den Dünen leicht wellig. Den Windverhältnissen kommt eine größere Bedeutung zu als dem Steigungsprofil. Für die meisten Genussradler sind Etappen von rund 50 Kilometern am Tag gut zu schaffen.

Der Nordseeküstenradweg in den Niederlanden ist auch mit Fahrrad ohne Schaltung zu schaffen
Foto oben: der niederländische Nordseeküsten-Radweg ist auch mit einem kleinen Hollandrad :-) zu schaffen.
 
Entlang der Radroute gibt es schier endlose Feriensiedlungen, die aber größtenteils aus Ferienhäusern und Ferienwohnungen bestehen. Für Reiseradler bieten sich diese nicht an, da sie nur für mehrere Tage (also nicht für eine einzige Übernachtung) gebucht werden können und wenn doch, dann oft zu stark überhöhten Preisen. Das Angebot an Hotels, Pensionen und Campingplätzen ist riesig. Aber: diese sind in der Ferienzeit stark überbucht. Wer sicher gehen will, eine Unterkunft zu finden, sollte Übernachtungen unbedingt rechtzeitig (!) reservieren. Während der Sommerferien spontan eine Übernachtungsmöglichkeit an der Küste zu finden (ohne im voraus zu buchen) ist fast unmöglich.

Steigung auf dem Nordseeküstenradweg
Foto oben: upps .. es gibt tatsächlich auch mal eine kleine Steigung (bzw. Gefälle)  auf dem Nordseeküstenradweg ... inklusive aufwändigen Warnhinweisen dazu: radeln (auf einigen Metern) verboten ... bitte absteigen. In den Niederlanden hat man eben ein anderes empfinden, was Steigungen und Gefälle anbetrifft. Bitte die landestypische Kultur und Sitten respektieren, an die Verkehrsregeln halten und es mit Humor nehmen.

Gefälle Nordseeküsetn-Radweg Großansicht
Foto oben: hier nochmals der oben genannte "Dünenpass" in Großansicht.  Vermutlich soll man einfach das tolle Panorama auf das Meer und die Dünen in Ruhe genießen, deshalb die Abstgeige- und Entschleunigungspflicht ;-)


Bitte beachten Sie
:   entlang der Küste von Zandvoort bis Den Haag (Schevenningen) ist das Preisniveau (Hotels, Restaurants, auch Camping) extrem hoch. Das gilt für allem für die Hcohsaison in den Sommerferien, aber irgendwie ist auf diesem Küstenabschnitt eigentlich immer Saison (da immer etwas los), sogar an Ostern.

Bei Rückenwind gehts flott voran, aber regenfeste Kleidung sollte ins Gepäck
Foto oben: bei Rückenwind gehts flott voran, aber regenfeste Kleidung sollte ins Gepäck.

An der Küste Zeelands (vom Rotterdamer Hafen Maasflakte bis zur belgischen Grenze) ist das das Preisniveau merklich niedriger als in den Küsten- abschnitten rund um Amsterdam. Das Preis-Leistungsverhältnis der Übernachtungsbetriebe und Gastronomie in der niederländischen Provinz Zeeland (auf der Route von Maasflakte bis zur belgischen Grenze) ist tendenziell sogar (verglichen mit Badeorten an der Küsten in anderen Ländern) (gemäß mitteleuropäischen Standards in touristisch attraktiven Regionen)   durchschnittlich bis gut.


 
Beschilderung zum nächsten Fietescafé (Radlercafé)

Foto oben: Beschilderung zum nächsten Fietscafé (= niederländisch Radlercafé)

Pause muss sein

Foto oben: Pause muss sein! An den Stränden warten unzählige, einladende Strandcafés!


Von Den Helder nach Zandvoort (99 km)


Der Nordseeküsten-Radweg ist von Den Helder bis kurz vor Egmond sehr gut ausgebaut, er verläuft überwiegend auf reinen Radwegen durch die Dünen und er ist somit quasi autofrei. Die weiten und schönen Strände an der Westküste Nordhollands sind nicht nur bei Niederländern sehr beliebt. Zur Ferienzeit oder an Wochenenden glaubt man sich – den Autoschildern nach zu schließen – im Ruhrgebiet und in Nordrhein-Westfalen. Irgendwie gehört das quirlige Strandleben dazu, außerhalb der Saison können die Orte wie ausgestorben wirken. Die meisten Badeorte bestehen fast nur aus Ferienanlagen und touristischen Geschäften. Bei den Ortsdurchfahrten gibt es allerdings oftmals keinen getrennten Radweg, sondern man muss auf die Straße. Auch an den Deichen sind die Straßen nicht immer für den Verkehr gesperrt. Für Autos sind diese Sträßchen jedoch meistens Sackgassen, sodass sich der Autoverkehr in Grenzen hält.
Auf der Schlussetappe Richtung Egmond, entlang der Straße N511 nach Egmond aan den Hoef, gibt es inzwischen einen neuen (etwas halbherzig gemachten) Radweg, teilweise ist er jedoch nur als Radstreifen ausgebaut.

Den Helder

Im Hafen von Den Helder
 Foto oben: Am Start - der Hafen in Den Helder

Den Helder ist eine moderne Werft- und Industriestadt. Das Marinemuseum in Den Helder verfügt über mehrere Museumsschiffe, darunter ein Unterseeboot, das begangen werden kann und tausende, weitere Exponate. Das Nationale Rettungsmuseum Dorus Rijkers (Seenotrettungsmuseum) präsentiert zwei Seenotrettungskreuzer. In einem Windkanal kann man testen, wie es sich bei Windstärke 10 anfühlt und im Fahrsimulator lässt sich die Sturmfahrt eines Kreuzers erleben. Das Museum liegt im alten Werfthafen, im gleichen Aral wie das Marinemuseum. Ganz in der Nähe des Marinemuseums legt die Fähre nach Texel ab

Egmond


Das kleine Dorf Egmond aan den Hoef kann mit einer skurrilen Sehenswürdigkeit aufwarten, die man sich nicht entgehen lassen sollte: der Schlosspark im Ortszentrum. Vom Schloss sind nur die wuchtigen Grundmauern erhalten, außerdem die Schlosskapelle.

Das ehemalige Fischerdorf Egmond an Zee liegt nicht direkt auf der Route, sondern an der Küste. Über einen kurzen Abstecher lässt sich der Badeort flott erreichen. Obgleich Egmond architektonisch modern aufgestellt ist: der Ort wird nicht so stark durch Beton dominiert (ausgenommen einige Hochbauten an der Promenade), wie man das von einigen  anderen Strandorten in den Niederlanden kennt. Egmond erinnert an Westerland auf Sylt. Es gibt eine sympathische Fußgängerzone mit allem, was zu einem Badeort dazugehört (Snackbars, Restaurants, Boutiquen). Der schöne, weiße Leuchtturm ist zusammen mit der hübschen Dorfkirche das auffälligste Bauwerk im Ort.

Alkmaar

Alkmaar liegt nicht direkt auf dem Nordseeküsten-Radweg, ist aber über einen kurzen Abstecher zu erreichen.  In Alkmaar gibt es einen Bahnanschluss nach Amsterdam. Mit dem Fahrrad lässt sich Alkmaar (von Egmond aan den Hoef aus) über den straßenbegleitenden, aber getrennten und autofreien Radweg entlang der Straße N512 (Hoeverweg) anfahren. Alkmaar hat ein historisches Stadtzentrum und einige hübsche Grachten (wie etwa die Ooudegracht). Alkmaar ist ein lebendiges Regionalzentrum mit zahlreichen Geschäften, inklusive den bekannten Ladenketten.

Beverwijk, Ijmuiden

Zugegeben. ab Beverwijkund weiter durch das Stadtgebiet von Ijmuiden  muss man sich längere Zeit durch Wohnstraßen (auch ohne Radweg) kämpfen. Hier ist (besonders mit Kindern) Vorsicht angesagt. Zwar gibt es nicht sehr viel Verkehr, aber unübersichtliche Kreuzungen und Einmündungen erfordern Aufmerksamkeit. Beverwijk ist stark industriell geprägt, ebenso wie die Stadt Ijmuiden, die vor allem für den bedeutenden Fischerei-, Fähr- und Hochseehafen bekannt ist.

In Velsen-Noord setzt man mit der Fähre nach Velsen-Zuid über. Die Fähre pendelt täglich rund um die Uhr (auch nachts)
.

Nationalpark Dünen

Haarlem

In  Haarlem wartet die historische Altstadt mit Grachten (Kanälen), Windmühlen, Zugbrücken sowie schönen Einkaufstraßen, Cafés und Restaurants. Der Grote Markt (Großer Markt) ist der zentrale Platz von Haarlem: mit beeindruckenden Baudenkmälern wie das Rathaus oder die St. Bavokerk, eine spätgotische Kathedrale aus dem 14. Jahrhundert. Am Grote Markt liegt auch das Museum De Hallen. Das überschaubare Museum ist in einer ehemaligen Markthalle aus dem 17. Jahrhundert untergebracht. Der Schwerpunkt liegt auf Foto- und Videokunst, aber auch moderne Kunst allgemein (Skulpturen und Gemälde) werden gezeigt. Das Teylers-Museum (Spaarne 16, www.teylersmuseum.nl) gilt als das älteste Museum der Niederlande. Es beherbergt Exponate aus Kunst und Naturwissenschaft wie Mineralien, Fossilien, Zeichnungen, Instrumente, Bücher und Gemälde. Die schlossartigen, neoklassizistischen Ausstellungsräume sind selbst eine Sehenswürdigkeit, insbesondere der wunderschöne sogenannte Ovale Raum. Der riesige, lichtdurchflutete Saal (eröffnet im Jahre 1784) ist ein Meisterwerk der Architektur.

Extra-Tipps Haarlem

In den Einkaufsstraßen rund um den Grote Markt (Fußgängerzone) sowie in der auf diesen (von Süden) zulaufenden Lange Veerstraat reihen sich chice Boutiquen, Restaurants und Cafés aneinander, Lebensmittelgeschäfte (Bäckereien etc.) finden sich jedoch tendenziell eher außerhalb bzw. am Rande des Altstadtgürtels.

Von Zandvoort nach Hoek van Holland (63 km)

Man muss einräumen, dass die Architektur der Bade- und Ferienorte Kattwijk, Noordwijk und Scheveningen etwas Retorten-artig und steril daher kommt. Trotzdem zählen sie zu den beliebtesten Badespots der Niederlande. Viele Badeorte an niederländischen Nordseeküste (wie Katwijk) wurden während des Zweiten Weltkriegs im Zuge der Errichtung des Atlantikwalls durch die Deutschen stark zerstört. Der Atlantikwall sollte der Landung der Alliierten Streitmächte an der Nordsee- und Atlantikküste vorbeugen. Die Gebäude an den Promenaden wurden abgerissen, dafür wurden Schützengräben, Festungswälle aus Beton und Panzersperren errichtet. Das chice Flair der Gründerzeitarchitektur, ein Spiegel des mondänen Badelebens, ging dabei vielfach verloren. Die meist hunderte Meter breiten Strände sind in eine einzigartige Dünenlandschaft eingebettet sind. Sie zählen zu den schönsten Europas. Der Radweg gibt sich auf dieser Etappe  keine Blöße: er ist (abgesehen von den Ortsdurchfahrten) quasi durchgehend autofrei. Von Zandvoort bis zur Ortseinfahrt von Scheveningen eignet sich die Radroute deshalb auch für Familien mit Kindern. Nur bei der Ortseinfahrt in Scheveningen und weiter bis zum Fischerhafen von Scheveningen muss man kurzzeitig auf mäßig befahrene Straßen ausweichen. 

Zandvoort

Es ist nicht ganz unzutreffend, Zandvoort als den Strand von Amsterdam zu bezeichnen, wenngleich Zandvoort eine eigenständige Gemeinde ist. Zandvoort ist dafür bekannt, dass die Kaiserin Sisi einige Zeit hier weilte und das Wandern durch die Dünen genossen haben soll. Das war jene Epoche, in der Zandvoort einen Eisenbahnanschluss erhielt und vom Fischerdorf zum mondänen Badeort avancierte. Vom Flair dieser Zeit ist in Zandvoort nicht mehr so viel zu spüren. Plattenbauten und Betonsilos haben die historische Architektur vielfach verdrängt. Der breite Sandstrand fällt flach ins Meer und ist deshalb bei Familien mit Kindern beliebt. Wenn das Wetter zum Baden in der Nordsee nicht mitspielt, kann man sich in den Center Parc Zandvoort flüchten: ein Wellenbad mit Außen- und Innenbereich. Unzählige Beach-Bars, Restaurants und Cafés reihen sich am Strand, an der Strandpromenade sowie in der Kerkstraat aneinander. Die Kerkstraat läuft vom Strand auf die zentral gelegene Kirche zu.

Extra-Tipp Zandvoort:
Supermarkt: Grote Krocht 1 (im Zentrum), beim Kreisverkehr nahe der Kirche


Nordseeküstenradweg bei Zandvoort

Foto oben: Radweg bei Zandvoort

Noordwijk

 In dem angesagten Badeort ist fast zu jeder Jahreszeit was los. Neben den wunderschönen Stränden gehört auch viel Beton zur Kulisse.

Sehenswürdigkeiten in Noordwijk:

Space Expo, Keplerlaan 3, 201 AZ Noordwijk, Tel: 200 1400. Offizielles ESTEC Besucherzentrum (European Space Technology and Research Centre), das „technische Herz“ der ESA. Echte Steine vom Mond, die Solarzellen des Hubble-Teleskops, eine Original Sojuz-Raumkapsel, Simulatoren und vieles mehr. Direkt hinter Dünen am Meer gelegen. www.space-expo.nl

Extra-Tipps Noordwijk:

viele Restaurants (insbesondere Pizzerien) und Cafés entlang der Strandpromenade.

Vomar-Supermarkt, Boomstraat 19, etwas versteckt in einer Seitenstraße der Fußgängerzone

 Leiden

Das Hinterland von Nordwijk und Katwijk ist ein urbaner Verdichtungsraum, der fließend in die sehenswerte Stadt Leiden übergeht. Die lebendige, junge Stadt (ein Sechstel der Bevölkerung sind Studenten) liegt nicht direkt auf der Tour, das Stadtzentrum von Leiden lässt sich jedoch flott mit dem Rad anfahren. Wer sich die Fahrt durch die (verkehrsreichen) Vororte von Leiden sparen will, der kann den Bus nehmen, zum Beispiel ab Katwijk (Rathaus - Raadhuis) mit der Linie 31: Der Bus braucht nur rund 15 Minuten von Katwijk ins Stadtzentrum nach Leiden.

Leiden gefällt mit seinem historischen, lebendigen Stadtzentrum, den verträumten Kanälen (Grachten), Windmühlen und schmucke Brücken. Als schönste Gracht gilt die Rapenburg-Gracht: der japanische Kaiser besuchte sie bei seiner Hollandvisite und Königin Beatrix lebte hier während ihrer Studentenzeit. Die Hooglandse Kerk hat keinen Turm hat: Die Kirche wurde nie vollendet, der gotische Chor gilt jedoch als der breiteste der Welt. Die Pieterskerk aus dem Jahre 1121 ist die älteste Kirche der Stadt. Der Hortus Botanicus gilt als Europas ältester botanischer Garten. Carolus Clusius brachte Ende des 16. Jahrhunderts türkische Tulpenzwiebeln in den Botanischen Garten von Leiden ein und begründete damit die Tulpenzucht in den Niederlanden. Heute finden sich im Hinterland der Küste, von Leiden bis Den Haag, die ausgedehntesten Blumenanbaugebiete der Niederlande. Die schier endlosen Gewächshäuser werden auch „gläserne Stadt“ genannt. In Leiden gibt es zahlreiche Museen mit einem Schwerpunkt auf der Erd-, Natur- und Kulturgeschichte wie das Naturalis (erdgeschichtliches Museum), das Rijksmuseum Volkenkunde (völkerkundliches Museum) und das Rijksmuseum van Oudheden (Museum der Antike). Das Stadtmuseum De Lakenhal beherbergt neben stadtgeschichtlichen Exponaten auch eine Gemäldesammlung holländischer Meister.

 Katwijk


Katwijk war vor dem Zweiten Weltkrieg ein Treffpunkt angesagter Künstler wie etwa Jan Toorop oder Max Liebermann.  Zu den Sehenswürdigkeiten Katwijks zählt der weiße Leuchtturm, der besichtigt werden kann und die wunderschöne Andreaskerk. Im Katwijks Museums (eigentlich ein Heimatmuseum) können einige Werke von Malern, die in Katwijk einst gearbeitet und logiert haben, bestaunt werden.

Scheveningen


Scheveningen ist mit Millionen Übernachtungen jährlich der größte und beliebteste Badespot der Niederlande. Den Haag ist die einzige Großstadt der Niederlande mit eigenem Strand, denn der Küstenort Scheveningen ist offiziell ein Stadtteil von Den Haag. Scheveningen ereilte das gleich Schicksal wie viele Badeorte an der niederländischen Küste: Es wurde während des Zweiten Weltkriegs durch die Deutschen im Zuge der Errichtung des Atlantikwalls stark in Mitleidenschaft gezogen. Vom mondänen Gründerzeitflair kündet noch das Kurhaus (am Strand), ein Jugendstilpalast (heute Hotel) aus dem 19. Jahrhundert. Die Strandpromenade wird von Strandbars, Strandpavillons, Cafés und Boutiquen gesäumt. Auch das Areal rund um den Yachthafen ist ein beliebter Tummelplatz für Touristen. Der Pier (mit Aussichtsturm und Restaurants) präsentiert sich in einem futuristisch modernen Stil.

Sehenswürdigkeiten in Scheveningen:

Muzee Scheveningen, Neptunusstraat 92. In einem historischen Schulgebäude aus dem 19. Jahrhundert untergebracht. Kulturgeschichtliche Ausstellung, Stadtgeschichte, Maritimes (Lebenswelt der Meere). www.muzeescheveningen.nl

 SEA LIFE Scheveningen, Strandweg 13. Beim Pier gelegen. Pinguine, Seepferdchen & more. www.visitsealife.com/scheveningen

Museumsschiff Mercuur: das letzte Holzschiff der niederländischen Marine, kann begangen werden.

Museum Beelden aan Zee, Harteveltstraat 1. Sehr sehenswerte Skulpturen mit dem Schwerpunkt „Menschen in unserer Zeit“, untergebracht in einem modernen Bau unweit des Piers. Namhafte Künstler, inspirierende Exposition. www.beeldenaanzee.nl

 Extra-Tipp Scheveningen:

An Restaurants herrscht in Scheveningen kein Mangel, es gibt sie überall (im wahrsten Sinne des Wortes) wie Sand am Meer, insbesondere in der Straße Doctor Lelykade im Yachthafen (z.B. Lemon Grass oder Restaurant Waterproef sowie mehrere Restaurants des Fischhändlers Simonis wie Encore by Simonis, Catch, by Simonis) oder in der Keizerstraat (Fußgängerzone).
Jumbo Supermarkt Scheveningen, Van Bergenstraat 7. Beim Yachthafen ( Ecke Doctor Lelykade). Albert Hein Supermarkt, Keizerstraat 342, im Ortszentrum (Fußgängerzone) Bahn: Stadtbahn nach Den Haag (mehrere Linien), zum Beispiel vom Kurhaus Scheveningen zur Central Station in Den Haag.

Den Haag


Mit über 500.000 Einwohnern ist Den Haag die drittgrößte Stadt der Niederlande. In der Architektur sticht das Moderne hervor, darunter die Skyline bis bis zu knapp 150 Meter hohen Gebäuden. Den Haag ist Sitz des internationalen Gerichtshofes und zahlreicher Regierungsorgane der Niederlande sowie Residenzstadt der königlichen Familie. Der Nordseeküsten-Radweg führt zwar durch Scheveningen, nicht aber ins Zentrum von Den Haag. Auf der vom Nordseeküsten-Radweg direkt abzweigenden Fernradroute LF 4 lässt sich das Zentrum von Den Haag in rund 30 Minuten mit dem Rad anfahren. Autofrei ist die LF4 auf diesem Abschnitt leider nicht. Wer sich die verkehrsreiche und verzwickte Stadtdurchfahrt ersparen will, der sollte die Straßenbahn (Tram) nehmen: die Linie 1 pendelt zwischen der Centraal Station in Den Haag (Hauptbahnhof) und dem Kurhaus in Scheveningen. In den Sommermonaten fährt außerdem die Tourist Tram (eine touristische Straßenbahn) vom Zentrum Den Haags (Start: Grote Kerk – Große Kirche) über den Friedenspalast zum Strand von Scheveningen. Die sogenannte Tourist Tram bedient 16 Haltestellen von besonderem touristischen Interesse.

Sehenswürdigkeiten in Den Haag

 Die meisten Sehenswürdigkeiten Den Haags gruppieren sich rund um den Plein wie etwa die Passage, eine noble, überdachte Einkaufsstraße im Gründerzeitstil (19. Jahrhundert) oder der Binnenhof, eine historische Palastanlage. Diese beherbergt heute den Senat und das Parlament der Niederlande. Im Binnenhof gibt es ein Besucherzentrum. Der Rittersaal aus dem 13. Jahrhundert ist besonders sehenswert.

Ein weiterer zentraler Anlaufpunkt zum Sightseeing in Den Haag ist der L-förmige Straßenkomplex Lange Voorhout mit seiner breiten Lindenallee. Der Platz wird durch noble Herrenhäuser und Residenzen aus dem 18. Jahrhundert gesäumt. Im Osten liegt das Paleis, einst ein königlicher Palast. Heute ist hier das Escher-Museum beheimatet: mit einer Ausstellung zu dem bekannten Künstler, der Mathematik und Malerei perfekt zu verbinden vermochte.

Der internationale Gerichtshof ist im Friedenspalast untergebracht. Das imposante Gebäude wurde von dem amerikanischen Multimillionär Carnegie gestiftet.

Das Mauritshuis ist ein Museum mit dem Schwerpunkt auf niederländischer Malerei, darunter Werke von Rembrandt, Rubens und Vermeer oder moderne Kunst wie Andy Warhol's Queen Beatrix. Obgleich das Museum mit seinen 16 Räumen überschaubar ist, die Sammlung ist hochkarätig, das Mauritshuis gilt als eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Welt.

Im Museum Panorama Mesdag ist das größte Gemälde der Niederlande zu bestaunen. Das 120 Meter messende Gemälde des Künstlers H.W. Mesdag aus dem Jahre 1881 simuliert einen Rundumblick auf Scheveningen. Das Museum findet sich in der Zeestraat, eine Verlängerung der hübschen Geschäftsstraße Noordeinde.

 Das Gemeentemuseum zeigt einen teils hochkarätigen Mix aus Kunst und Kultur, darunter das berühmte Gemälde Leuchtturm Westkapelle (aus dem Jahre 1910) des niederländischen Malers Piet Mondrian, einer der einflussreichsten Maler der Moderne. Außer den besagten Museen gibt es in Den Haag eine Liste weiterer Museen. Auszugsweise seien genannt: das Madurodam (riesige Miniatur-Modellstadt), Schilderjengalerij Prins Wilhelm (Kunstmuseum), Rijksmuseum De Gevangenpoort (Strafjustizmuseum), Rijksmuseum Meermanno (mittelalterliche Druckkunst), Haags Historisch Museum (Stadtmuseum) und das Kinderboeken-und Letterkundig Museum (Kinderbuch- und literarisches Museum).

 Bahn: Den Haag hat zwei Bahnhöfe! Das moderne Gebäude der Centraal Station (CS) liegt im Stadtzentrum. Die großen Linien nach Amsterdam und Rotterdam laufen hingegen von der Hollands Spoor Station (HS) aus. Der schöne Bahnhof im Gründerzeitstil liegt einen Kilometer außerhalb des Stadtzentrums.

Hoek van Holland

Fast Ferry Anleger
Foto oben: Anleger der Fähre (Verbindung Hoek van Holland - Maasvlakte 2)
 
Im Sommer scheint sich ganz Rotterdam an den breiten Stränden des Rotterdamer Vororts zu tummeln.  In Hoek van Holland erreicht man das Rhein-Maas- Delta und damit die Peripherie des Rotterdamer Hafens. Von den Piers kann man Ozeandampfern und Kreuzfahrtschiffen auf ihrem Weg in den größten Hafen Europas zusehen. Dass der Rotterdamer Vorort auch industriell geprägt ist, versteht sich von selbst. Vom 30 Meter hohen, alten Leuchtturm (Willem van Houtenstraat 102 ) hat man den schönsten Blick über den Ort und die Wasserstraße. Angeschlossen ist das Leuchtturmmuseum (kustverlichtingsmuseumhoekvanholland.nl). Die Festung Fort 1881 (Stationsweg 82) wurde Ende des 19. Jahrhunderts zur Sicherung des Seewegs errichtet (www.fort1881.nl). Das Museum RockArt (Zekkenstraat 42 ) hat sich auf die Geschichte der niederländischen Popmusik spezialisiert (www.rockart.nl)

 Extra-Tipp Hoek van Holland:

Das Geschäftsleben von Hoek van Holland spielt sich vor allem in der Prins Hendikstraat ab, der zentralen Shoppingmeile der Stadt. Hier gibt es auch Cafés, einige Restaurants und mehrere Supermärkte ( am Westende der Straße). Cafés und Restaurants außerdem am Strand (Strandpavillons).

Von Hoek van Holland nach Ouddorp (39 km)


Von Hoek van Holland setzt man mit der Fähre (nach Maasvlakte 2 über.

Europahafen Maasvlakte 2

Europahafen Maasvlakte 2

Der Europahafen Maasvlakte 2 ist der neueste Hafen Rotterdams. Wenn man sich vorstellt, durch den größten Hafen Europas zu radeln, dann wird einem vielleicht mulmig zumute … man denkt an Rotlichtviertel, Kriminalität, an donnernde Lastwagen, an heftigen Lärm, stickige Abgasluft und hektische Betriebsamkeit. Nichts von all dem erwartet Sie im neuen Europahafen von Rotterdam. Der neue Hafen von Rotterdam gilt mit seinen Terminals als der modernste Hafen der Welt. Die Hafenkräne arbeiten elektrisch, die Energie hierfür kommt ausschließlich aus Windkraftwerken. Das Hafen- und Industriegebiet Maasvlakte 2 gilt als Vorzeigeprojekt für nachhaltige Entwicklung von Energie und Transport. Der Umweltschutz hat oberste Priorität. Nur Unternehmen, die den besonders strengen Anforderungen an den Umweltschutz (wie etwa zur Luftreinhaltung und zum Lärmschutz) gerecht werden, dürfen sich hier ansiedeln oder den Hafen nutzen. Maassvlakte 2 hat sogar einen großen Strand, wo es sich durchaus gut baden lässt. Dieser befindet sich am Westrand des Hafenareals. Wenn man mit der Fähre von Hoek van Holland in Maasvlakte ankommt, stechen zwar die Schornsteine der Kraftwerke ins Auge. Die Luft ist dennoch gut, von Staub und Ruß keine Spur. Die strengen Umweltrichtlinien für Maasvlakte 2 verfehlen ihre Wirkung nicht. Autoverkehr gibt es auf den (zugegeben breiten und vielen) Straßen überraschend wenig, der Güterabtransport erfolgt vorzugsweise durch nachhaltige Transportmittel, insbesondere über die Binnenschifffahrt oder die Schiene. Ozeanriesen, die an den Docks und Quais liegen, prägen das Bild entlang des Radwegs. Die Schiffsladungen (Container) werden mit computergesteuerten Kränen halbautomatisch gelöscht. Wenn man das Flair im Hafen in einem einzigen Wort umschreiben müsste, dann wäre der Begriff "Zeitlupe" wohl zutreffend. Obgleich unzählige Container zügig von den Schiffen schweben: insgesamt scheint die Zeit langsamer zu laufen. Dockarbeiter sieht man kaum. Von Hektik keine Spur. Dieses Zeitlupe-Gefühl stellt sich ein, weil die Schiffe – als optische Fluchtpunkte – regungslos in den Docks liegen und weil es hier so ruhig, still und lautlos zugeht. Futureland nennt sich das Besucherzentrum des Hafens. Der Radweg führt direkt daran vorbei. Das Futureland ist eine gut gemachte, aufwändige Ausstellung zum Rotterdamer Hafen, mit einem Schwerpunkt auf dem neuen Europahafen Maasvlakte 2. Die Exposition ist kostenlos (Montags geschlossen). Von den oberen Stockwerken des Expo-Gebäudes hat man einen Panoramablick über das Hafenareal. Man kann sich im Selbstbedienungsrestaurant erfrischen und dabei zusehen, wie die Ozeanriesen gelöscht werden oder eines der vielen interaktiven Angebote nutzen, die auch für Kinder ein Riesenspaß sind. Weiterhin besteht die Möglichkeit zu kostengünstigen Hafenrundfahrten mit dem Bus oder Schiff.

Oostvoornse Meer


Nach der Hafendurchfahrt erreicht man das sogenannte Oostvoornse Meer. Das „Meer“ ist genaugenommen ein See, der durch zwei Deiche begrenzt wird: der Westdeich wird auf der Tour mit dem Rad überquert, über den älteren, östlichen Deich führt hingegen die Nationalstraße hinweg. Der Deich ist Naturschutzgebiet, ebenso die weite Dünenlandschaft von Oostvoorne bis Rockanje.

Kurz nach der Ortschaft Rockanje geht es los: die Fahrt über die Deltawerke (siehe auch Special unten). Bei der Auffahrt auf den Haringvlietdam (das erste der großen Deltawerke) muss man zwar kurz auf ein schwach befahrenes Sträßchen ausweichen, auf dem Damm selbst gibt es jedoch einen getrennten Radweg, allerdings (zeitweise) an der stark befahrenen Nationalstraße entlang. In den Verkehr einreihen muss man sich nicht, aber von Lärm und Abgasen bleibt man (wegen der Nähe zum Autoverkehr) nicht ganz verschont. Entschädigt wird man mit einer Aussichtsplattform, wo man in Ruhe einen Blick auf die Nordsee (im Westen) und auf die weite Meeresbucht Haringvliet (im Osten) werfen kann, der Mündungsbereich von Rhein und Maas.

Insel Goeree, Ouddorp


Nachdem man den Haringvliet-Damm überfahren hat, erreicht man die Insel Goeree, der südlichste Zipfel der Provinz Südholland. Bei der Abfahrt vom Damm sieht man zur Linken den Fischereihafen von Stellendam. Stellendam zählt mit 60 Kuttern zu den Zentren der niederländischen Hochseefischerei, inklusive großem Fischmarkt und Fischversteigerungen (jeweils freitags). Am Ortseingang von Ouddorp wird man auf dem Radweg vom De Flipjes (riesiger Spielplatz) empfangen. Vom Spielplatz führt der Radweg weiter zum Aussichtsturm in den Dünen. Der Aufstieg auf den Turm ist etwas für Schwindelfreie. Wer sich getraut, der wird mit einem großartigen Blick über die Dünen und das Meer belohnt. Vom Turm überschaut man auch den Dünen-Radweg (siehe Extra-Tipp). Die Fahrt auf der Deichkrone am Ortrand von Ouddorp entlang zählt zu den Höhepunkten dieser Etappe: es tut sich ein traumhafter Panoramablick über das Meer, die Dünen und die Strände auf.

Special: Die Deltawerke 

Planungen zur Errichtung eines großen Sperrwehrs, das Überflutungen des Hinterlandes bei Sturmflut verhindern soll, gab es schon vor den Weltkriegen, in den 1950er Jahren wurden bereits Deichbaumaßnahmen begonnen. Die schwere Flutkatastrophe von 1953 hatte zur Folge, dass der Bau der Deltawerke energischer vorangetrieben wurde. Fast 2000 Menschen starben durch die Überschwemmungen von 1953, 150.000 Hektar Land wurden überflutet, ganze Ortschaften überspült und das Eisenbahnnetz Zeelands wurde quasi zerstört. 1971 wurde der rund 4,5 Kilometer lange Haringvlietdam fertiggestellt. Die Schleusen des Damms können geöffnet werden, um überschüssiges Wasser aus dem Rhein abzuführen. Trotzdem wandelte sich das Haringvliet in ein Süßwasserbecken, im Gegensatz zu dem maritimen Brackwassergewässer, das die Rhein-Maas-Mündung zuvor war. Das führte zu Umweltproblemen wie zu einer Veralgung und einem Rückgang der natürlichen Artenvielfalt. Inzwischen sollen die Schleusen des Haringvliet versuchsweise wieder geöffnet werden, um den Gezeiten-Wasseraustausch zwischen Salz- und Süßwasser zu gewährleisten und den natürlichen Zustand des Haringvliet wiederherzustellen. Der Brouwersdamm wurde ein Jahr später eröffnet. Als auch die Oosterschelde eingedämmt werden sollte, gab es heftigen Widerstand in der Bevölkerung, denn der große Fisch- und Artenreichtum der Oosterschelde wäre dadurch zerstört worden, die Existenz von Muschel- und Austernfischern stand auf dem Spiel. Deshalb entschloss man sich, ein Wehr zu bauen, bei dem die Schleusen nur dann geschlossen werden müssen, wenn akute Sturmgefahr besteht. Das Oosterschelde-Wehr wurde zu einem der teuersten (2 Milliarden Euro) Sperrwehre der Niederlande. Es wurde 1986 eröffnet. Das neun Kilometer lange Oosterschelde-Sperrwerk ist das längste Wehr der Deltawerke. Die Deltawerke gelten insgesamt als eines der größten Bauwerke der Welt.

Rockanje


Rockanje ist ein unspektakuläres Dorf mit überwiegend moderner Bausubstanz, aber schönen Stränden. Die Strände von Rockanje liegen rund einen Kilometer vom Radweg entfernt: hier kann man es sich in einer der großen Strandbars gutgehen lassen. Eine voll funktionsfähige, historische Windmühle von Rockanje aus dem Jahre 1717 lässt sich am nordöstlichen Ortsrand bestaunen (Molendijk 32). Die Hauptsehenswürdigkeit von Rockanje sind die Dünen, die sich entlang der Küste bis Oostvoorne erstrecken. Das Dünengebiet gilt als einzigartige Naturlandschaft: drei Viertel aller in den Niederlanden beheimateten Vogelarten kommen hier vor und rund die Hälfte aller Pflanzenarten. Mehr Infos hierzu präsentiert das Besucherzentrum Tenellapla.

Extra-Tipps Rockanje

Das „Zentrum“ des Ortes findet man am nördlichen Ortsrand rund um den Dorpsplein (Dorfplatz) und entlang des Dorpswegs. Hier gibt es einige Geschäfte, Cafés und Snackbars, außerdem einen Supermarkt (Dorpsplein 22). Am Strand: Strandpavillons (mit Café / Restaurant), ca. 1 km vom Radweg)

Goedereede

Goedereede- Nordseekuestenradweg
Foto oben: Marktplatz in Goedereede

Goedereede zählt nur rund 2000 Einwohner, aber es hat so viel Charme, dass man es vermutlich nie vergisst. Das Stadtleben spielt sich weitgehend am Marktplatz mit seinen Straßencafés ab. Das herausgeputzte Städtchen Goedereede ist schwer zu beschreiben, weil es so schön und zugleich so skurril ist. Die zahlreichen Gäste, welche die Straßencafés füllen, sind im Sommer überwiegend Radler, die auf dem Nordseeküsten-Radweg unterwegs sind. Einige Patrizierhäuser und ein paar hübsche Gassen (mehr gibt es nicht) rund um den zentralen Marktplatz erzählen von stolzen Zeiten, die vergangen sind. Gleichfalls am Marktplatz liegt der „Hafen“ (Hafen in Anführungsstrichen – siehe unten) mit Quai. Goedereede erhielt 1312 die Stadtrechte und stieg zu einer bedeutenden Fischer-, Handels- und Hafenstadt auf. 1453 wurde mit dem Bau der Sint-Catharijnekerk begonnen: die Kirche hatte die Dimension einer Kathedrale, jedenfalls was den wunderschönen Turm anbetrifft. Dieser wurde in den Jahren 1467-1512 erbaut. Doch die Stadt wurde immer wieder von Katastrophen heimgesucht: sei es durch Kriege, Feuer oder Flut. Im 17. Jahrhundert verlandete der Hafen, sodass größere Schiffe die Stadt nicht mehr erreichen konnten. Goedereede verarmte, die Stadtmauern zerfielen, selbst Gelder zur Renovierung der Kirche fehlten, Teile des Kirchenschiffes mussten abgerissen werden, sodass das Kirchenschiff heute nicht mehr mit dem Turm verbunden ist. Der Turm diente lange Zeit als Leuchtturm und Kirchturm zugleich. Als Goedereede durch Eindeichungen endgültig vom Meer abgetrennt wurde, verlor der Turm auch seine Funktion als Leuchtturm. 1911 wurde das Leuchtfeuer auf dem Turm eingestellt. Im Turm ist heute das Turmmuseum (www.torenmuseum.nl) untergebracht. Zu sehen ist eine Ausstellung zum Thema Leuchttürme, außerdem archäologische Funde und wechselnde Kunstausstellungen. Der Turm kann bestiegen werden. Vom Turm hat man eine herrliche, unvergessliche Aussicht über die Insel Goerre, die Dünen und die Nordsee.

Goedereede - Kirche
Foto oben: Kirche in Goedereede

 Bei der Stadtausfahrt von Goedereede lohnt ein Blick zurück: es tut sich ein schönes Panorama über die Stadt auf. Zur Rechten erblickt man bei der Stadtausfahrt die hübsche Windmühle von Goedereede.

Extratipps Goedereede:

das Stadtleben spielt sich am Marktplatz ab (bei der Brücke am alten Hafen), hier gibt es (dicht nebeneinander) drei Café-Restaurants mit einladender Terrasse (t'Sas, De Gouden Leeuw, Stadtcafé). Spar Supermarkt, ca. 150 Meter vom Marktplatz: hierzu am Markt (von der Brücke kommend) Rechts-Linksschwenk in die Grote Slop, dann immer geradeaus.

Ouddorp


Ouddorp ist ein lebendiger Badeort mit schönen Stränden, vielen Campingplätzen, Ferienanlagen und Bungalowsiedlungen sowie einer attraktiven, urban anmutenden Fußgängerzone. Vor allem Familien verbringen ihren Urlaub gerne in Ouddorp. Die Atmosphäre ist entspannt, ohne langweilig zu sein.

Extra-Tipp Radtour (Ausflug) durch die Dünen (beschildert als Kotenpunkte 55, 63, 62). Der Radweg durch die Dünen ist nicht asphaltiert, aber gut befestigt. Es ist ein Erlebnis,  durch die einzigartige Dünenlandschaft zu radeln.

Dünenradweg Ouddorp

Foto oben: Dünen-Radweg bei Ouddorp

Zu den Highlights in Ouddorp zählen die beiden (nahe des Ortszentrums) gelegenen Windmühlen und die Kirche Sint Maarten (St. Martin) aus dem 14. Jahrhundert, die auch schlicht Dorfkirche (Dorpskerk) genannt wird. Der Turm kann in den Ferienmonaten bestiegen werden. Auskünfte hierzu erteilt die Touristinfo (s.u.) Die Windmühle Molen de Hoop (Molenweg 26) aus dem Jahre 1845 ist noch in Betrieb. Sie kann nicht besichtigt werden. Im Hofladen zur Mühle gibt es dafür Delikatessen rund ums Mehl und ausgefallene Souvenirs. Im Rathaus (zentral bei der Dorfkriche gelegen) ist das Museum Ouddorps Raad- en Polderhuis untergebracht, ein (auch für Kinder) ansprechend gemachtes Heimatmuseum. Das Tourismusbüro (Bosweg 2) befindet sich in einer Scheune des sogenannten Blaeuwe Huus (Blaues Haus), einer der ältesten, gut erhaltenen Bauernhöfe der Niederlande (aus dem 15. Jahrhundert). Die blaue Fassadenfarbe sollte offenbar Fliegen vertreiben (im Gegensatz zu dem Fliegen anziehenden Weiß).

Die Gemeinde Ouddorp erstreckt sich über die ganze Insel Goeree, von den Stränden im Norden bis zu der Meeresbucht am Grevelingmeer im Süden. Am südlichen Ortsrand liegt der Yachthafen. Der riesige Spielplatz De Flipjes (direkt am Radweg am Ortseingang) ist kostenpflichtig (aber günstig) und für Kids wirklich toll: es gibt viele Variationen der klassischen, bekannten Spielgeräte (Klettertürme, Wippen, Schaukeln …) Eltern können in Ruhe einen Kaffee trinken und entspannen.

Extra-Tipps Ouddorp:
Unzählige Cafés und Restaurants im Ortszentrum (rund um das Rathaus und die Dorfkirche-Dorpskerk) sowie entlang der Straße Weststraat (Fußgängerzone). Supermarkt Albert Heijn, Dorpstienden 14. Zentral gelegen, westlich der auffälligen Dorfkirche.

Routentipps


Mit der Fast Ferry setzt man von dem Städtchen Hoek van Holland zum neuen Hafen von Rotterdam über: man überquert damit die Schifffahrtsroute der Einfahrt in den Hafen von Rotterdam. Die Fähre verkehrt stündlich, aber nur saisonal (ab Mai bis Oktober), wochentags von 6.00 – 19.00 Uhr, am Wochenende erst ab 9.00 Uhr. Fahrräder sind kostenlos. Infos zur Fähre: auf der Website www.ret.nl

 Die Etappe vom Fähranleger in Maasvlakte bis Rockanje zählt zu den wenigen Streckenabschnitten, auf denen der Nordseeküsten-Radweg nicht lückenlos als LF1-Route ausgeschildert ist. Es gibt eine gute Beschilderung, aber jeweils nur lokal von Ort zu Ort (rote Schilder zu den größeren Orten). Sie sollten sich deshalb den Streckenverlauf von Maasvlakte 2 bis Ouddorp zuvor auf der Karte ansehen, um einen Überblick über die größeren Orte zu bekommen, die auf der Route liegen. An einigen Stellen fehlt die Beschilderung ganz, beziehungsweise sie ist schwer erkennbar. Am Fähranleger Maasvlakte 2 wird man noch, wie es sich gehört, von dem grünen LF1a-Schild der Nordseeroute empfangen und man kann diesem Schild nach rechts folgen. Der (meist straßenbegleitende) Radweg durch den Hafen ist sehr gut ausgebaut, in den Verkehr muss man sich nicht einreihen. Der Ausflug durch den Hafen lässt sich sogar mit Kindern fahren.

 Etwa einen Kilometer, nachdem Sie den Fähranleger Maasvlakte verlassen haben, können Sie dem Radschild Oostvoorne 13. folgen. Nachdem man das Futurland hinter sich gelassen hat, kommt man (nach nochmals einem Kilometer) an eine große Kreuzung: hier dem Radschild Oostvoorne 10 nach rechts folgen. Die Kilometerbeschriftung auf den Schildern erschließt sich nicht sofort und hat offenbar mit Streckenvariationen zu tun.

An der Zufahrt zum Deichweg über das Oostvoornse Meer (Radschild Oostvoorne 3) aufpassen, denn der Abzweig wird leicht übersehen: hier geht es rechts und danach sofort geradeaus auf den Deich. Man bleibt also nicht auf dem Radweg an der Nationalstraße entlang! Der Radweg lässt den Ort Oostvoorne links liegen. Nachdem man den Deichweg über das Oostvoornse Meer überfahren hat, muss man deshalb der Beschilderung nach Rockanje folgen! Achtung: auf den nachfolgenden Kilometern sind Gitter in den Weg eingelassen (Sturzgefahr!) Die Route nach Rockanje verläuft weitgehend auf eigenen, getrennten Radwegen, manchmal begleitend zu kleinen Sträßchen, auf denen es kaum Verkehr gibt. Kurze Abschnitte werden jedoch auf Sträßchen geführt, die wie Wirtschaftswege aussehen. Da man sich hier leicht auf einem Radweg glauben könnte, heißt es aufpassen, denn mit Autos muss man rechnen, auch wenn diese nur selten anzutreffen sind.

Rockanje: am Ortsausgang von Rockanje können Sie dem Radschild Goedereede 13 folgen, nach nochmals 500 Meter geradeaus aus dem Ort heraus: Vorsicht, kurzzeitig Verkehr (60er Zone)!

 Goedereede: etwa 1,5 Kilometer nach der Stadtausfahrt von Goedereede folgt man der Beschilderung des Nordseeküsten-Radwegs LF1a nach rechts. Die Radroute verläuft nun circa zwei Kilometer (bis in den kleinen Ort Oostdijk) auf einem Landsträßchen mit mäßig Verkehr.

 In Oostdijk gelangt man an eine T- Kreuzung mit einer querenden Landstraße. Hier aufpassen! Ein Radschild zum Nordseeküsten-Radweg fehlt, beziehungsweise es ist so weit entfernt (zur Rechten), dass man es kaum wahrnehmen wird. An dieser Stelle rechts (also nicht der verlockenden Beschilderung des Radwegs zum Knotenpunkt 59 folgen). Nach nochmals 150 Metern dem Radschild LF1a Nordzeeroute nach links folgen.

Ouddorp: nach nochmals rund 2 Kilometern, bei der Ortseinfahrt von Ouddorp (am Ende des Prins Hendrikwegs - beim sehr auffälligen, großen Spielplatz De Flipjes) dem Radschild Stranden 1 nach rechts folgen. Der Weg führt an einem Aussichtsturm in den Dünen von Ouddorp vorbei, danach folgt einer der schönsten Abschnitte des Nordseeküsten-Radwegs. Achten Sie darauf, den Radweg auf der Deichkrone zu nehmen, nicht die alternative Route unterhalb des Deichs, die gleichfalls als LF1 beschildert ist. Dann haben Sie auf den nachfolgenden Kilometern eine herrliche Aussicht über das Meer, die schier endlosen Dünen und über die Dächer von Ouddorp.

 Von Ouddorp nach Westenschouwen (36 km)

Schon bald nachdem man Ouddorp hinter sich gelassen hat, erscheint zur Rechten der Leuchtturm Westhoofd im Blickfeld. Der über 50 Meter hohe Backsteinleuchtturm wurde (anstelle eine älteren Turms) Ende der 1940er Jahre erbaut. Der Turm und das Leuchtfeuer sind noch in Betrieb, ebenso die Station der Küstenwache auf dem Turm, sodass dieser nicht begangen werden kann.


Leuchtturm Westhoofd
Leuchtturm Westhoofd bei Ouddorp


Brouwersdam

Radweg Brouwersdam

Auf der Etappe von Ouddorp nach Westenschouwen wird der nächste Deich der Deltawerke überfahren, der 1971 fertiggestellte, rund sechs Kilometer lange Brouwersdam. Im Gegensatz zu den anderen Sperrwerken, ist der Brouwersdam deutlich breiter. An der breitesten Stelle misst er, zusammen mit der Insel Port Zélande, etwa zwei Kilometer, im Schnitt rund 200-300 Meter. Der Radweg führt auf der Deichkrone über den Damm. Bei der Überfahrt sieht man im Westen die Nordsee und im Osten das sogenannte Grevelingenmeer. Das Grevelingenmeer wurde nach der Eindeichung zu einem See. Dieser hat einen hohen Salzgehalt. Der Grund ist, dass in den Brouwersdam posthum Schleusen eingelassen wurden, die den Gezeiten-Wasseraustausch ermöglichen. Das Grevelingenmeer gilt seitdem als größter Salzwassersee Europas. Man kann sogar Seehunde auf den Sandbänken beobachten, insbesondere rund um die besagte Schleuse. Zur Nordsee hin erstreckt sich (entlang des gesamten Brouwersdam) ein breiter, feinkörniger Sandstrand. Surfer und Kiter prägen an Sommertagen das Bild. Der Strand geht fließend in den Deich über: eine zunächst flache, dann immer stärker ansteigende, riesige Betonfläche mit großzügigen Parkplätzen, die vor allem mit Campingbussen gesprenkelt sind. An den Stränden kann man sich in einer der Beachbars erholen. Der Radwegauf dem Brouwerdam  zieht sich kilometerweit und kerzengerade über das Meer. An einigen Stellen kreuzen Parkplatzzufahrten, sonst wird man vom Verkehr nicht beeinträchtigt. Auch die weiter östlich verlaufende Nationalstraße stört kaum.

Special: RTM

Auf der Ostseite des Brouwersdams, am Ufer des Grevelingenmeer entlang, tuckert eine historische Museumseisenbahn über den Deich. Die Bahn bedient mehrere Haltestellen wie etwa den Funpark Port Zélande (mit Spaßbad), den Hafen (Middelplaat Haven) oder das Remise RTM, ein Eisenbahnmuseum. RTM steht für Rotterdamsche Tramweg Maatschappij, was (frei) übersetzt Rotterdamer Eisenbahngesellschaft bedeutet. Die ersten Straßenbahnen des Unternehmens wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzt. Die historischen Züge fuhren einst natürlich nicht auf dem Brouwersdam, da dieser damals noch gar nicht existierte. Das Kernnetz der RTM-Eisenbahnen bestand aus zahlreichen Linien, mit einer Gesamtlänge von rund 200 Kilometern. Die Bahn verband Rotterdam sowie die Inseln Südhollands und Zeelands miteinander. Die schwere Sturmflut im Jahre 1953 zerstörte große Teile des Schienennetzes. In den folgenden Jahren kam es zur Stilllegung der meisten Überlandstrecken. Die ehemaligen Straßenbahntrasse ist  heutzutage weitgehend verschwunden oder (stellenweise) durch Landstraßen überbaut. Radwege wurden nur selten auf der ehemaligen RTM-Trasse angelegt. Unter Umständen werden wir in Zukunft  einen dieser Bahntrassenradwege (bei Rotterdam), die auf einer ehemaligen RTM-Trasse angelegt wurden, auf dieser Website vorstellen.  

 Renesse

Renesse ist mit seinen Strandbars, von denen manche sogar im Winter geöffnet haben, den Beachclubs, Diskotheken, Nachtmärkten (im Sommer) und dem turbulenten Zentrum sicherlich der lebhafteste Badespot der Provinz Zeeland. Im Ortszentrum von Renesse rund um die Jakobuskirche (15. Jahrhundert) reiht sich ein Café und eine Bar an die nächste, dazu Supermärkte und Boutiquen. Die Strände von Renesse sind schier endlos, stellenweise hunderte Meter breit und sauber. Das Schloss Moermond geht auf einen (deutlich größeren) Bau aus dem 13. Jahrhundert zurück. Im Schloss ist heute ein sehr chices Hotel untergebracht.

 Burgh-Haamstede


Burgh und Haamstede sind zwei Ringdörfer, die in späterer Zeit miteinander verwachsen sind. Beide Orte haben trotzdem noch ein eigenes Ortszentrum. Ringdörfer sind Dörfer, bei den sich die Häuser kreisförmig rund um einen zentrale, großzügigen Platz (Straßenring) gruppieren. Die Gründung Burghs geht auf eine Ringwallburg aus dem 9. Jahrhundert zurück. Teile der Burganlage, die das Ortszentrum bildete, wurden rekonstruiert. In der Burghse Schoole, die ehemalige Dorfschule, ist ein historisches Klassenzimmer (1920) und eine Ausstellung zu Ringwallburgen zu sehen. Der hübsche Dorfkern von Burgh (rund um die Dorfkirche) mutet fast städtisch an. Im Schloss Haamstede wird eine überschaubare Ausstellung zum Leben im Schloss gezeigt.

Extra-Tipps Burgh-Haamstede:

Bäckereien gibt es westlich des zentralen Straßenrings von Burgh (südwestlich der Kirche). Die historische Windmühle Pannekoekenmolen (Burghseweg 53) wird bewirtschaftet (Website: pannekoekenmolen.nl). Restaurants im Ortsteil Haamstede beim Schloss und Campingplatz. Dort findet sich auch ein SPAR-Supermarkt.

Extra-Tipp: Ausflug zum Plompe Toren


Wer Zeit für einen kleinen Abstecher mitbringt, der sollte noch ein bisschen auf der Insel Schouwen-Duiveland bleiben und am Südufer entlang rund drei Kilometer nach Osten radeln, um den Plompe Toren zu besteigen. Der skurrile Turm ist ein Relikt der Kirche des abgegangenen Dorfes Koudekerke. Die Kirche stammt aus der Anfangszeit des 14. Jahrhunderts. Wenige Jahre nach dem Bau wurde das Dorf und die Kirche durch eine schwere Sturmflut zerstört. Obgleich die Kirche wiederhergestellt wurde: das Dorf wurde verlassen, die Kirche verfiel. Da der über 20 Meter hohe Turm als Leuchtturm genutzt wurde, blieb er erhalten. Heute ist dort eine Vogelbeobachtungsstation mit Infozentrum untergebracht. Vom Turm hat man eine schöne Aussicht über den Nationalpark Oosterschelde.

Dünengebiet Westenschouwen


Dünengebiet Westenschouwen

Nach der Ortsdurchfahrt in Burgh führt der Radweg in das Dünengebiet Westerschouwen: ein über 300 Hektar gr0ßes, durch Wanderdünen geprägtes Naturschutzgebiet. Grassteppen, Kiefernwälder und stattliche Sandberge prägen das Bild. Es kann hier passieren, dass sich neugierige Bisons auf dem Radweg tummeln, was (zugegeben) ein etwas mulmiges Gefühl ist. Der Radweg führt mitten durch die Viehweiden. Da sich die Beweidung im jahreszeitlichen Verlauf ändern kann, ist nicht garantiert, dass man sich den Weg mit den Wildrindern teilen muss. Am südlichen Zipfel des Dünengebiets ( Kreuzung Kraaijensteinweg / Steenweg), das Ziel dieser Etappe, geht es recht touristisch zu: mit Bars, Cafés, Restaurants und einem riesigen Parkplatz.

 Routentipps

Erst nach rund 3,5 Kilometern, am westlichen Ortsrand von Ouddorp, verlässt der Weg die aussichtsreiche Deichkrone: hier folgt man dem Radschild Strand Vuurtoren geradeaus. Die Fahrt durch das Dünengebiet Westerschouwen ist landschaftlich ein Erlebnis, aber wellig. Einige Steigungen, die Kondition abverlangen, sollte man einkalkulieren. Alternativ kann man auch auf den straßenbegleitenden Radweg entlang der N57 ausweichen,  aber das sollte man wirklich nur tun, wenn man es sehr eilig hat.


Von Westenschouwen nach Vlissingen (51 Kilometer)

Gleich zum Auftakt der Etappe geht es über das neun Kilometer lange Oosterschelde-Sperrwerk: das längste Wehr der Deltawerke. Es gibt (auf dem Wehr) einen straßenbegleitenden Radweg direkt an der N57 entlang. Die Aussicht über die Nordsee und den Nationalpark, das Oosterschelde-Mündungsgebiet, ist grandios. Im Juli 2015 jagte übrigens die Tour de France über das Sperrwerk. Wer es einrichten kann, sollte nicht zur Rushhour über das Wehr radeln. Auch Sonntags und an Feiertagen gibt es weniger Verkehr, insbesondere bei schlechtem Wetter (kein Ausflugsverkehr) geht es auf dem Wehr sehr ruhig zu, unter Umständen ist man dann sogar ganz alleine unterwegs.

Extra-Tipp: Deltapark Neeltje Jans (www.neeltjejans.nl/de).

Neeltje Jans (auf dem Sperrwerkareal gelegen) ist ein Mix aus Funpark (insbesondere für Kids) und Infozentrum rund um die Deltawerke. Im Programm sind interaktive Wasserspiele (Badehose nicht vergessen!), eine Seehundeschau, eine Aquarienlandschaft, Fahrgeschäfte und eine Riesenrutsche sowie die Möglichkeit, mit dem Ausflugsdampfer durch die Oosterschelde zu schippern. Website Deltapark Neeltje Jans

 Nach der Überfahrt über das Oosterschelde-Sperrwerk folgt der nächste Deich der Deltawerke auf dem Fuß: der 2,8 Kilometer lange Veerse Gatdam. Der asphaltierte und gut ausgebaute Radweg verläuft auf der Deichkrone, sodass sich wie eine schöne Rundsicht auftut. Der Autoverkehr bleibt hier auf Distanz, sodass man den Ausblick auf das Meer in Ruhe genießen kann.

Nach der Überfahrt befindet man sich auf der Insel Walcheren. Entlang der schönen Strände von Oostkapelle erreicht man den mondänen Badeort Domburg. Der einzige Wermutstropfen in Domburg ist, dass (vor allem zur Ferienzeit, an Wochenenden und Feiertags) Autolawinen durch den Ort rollen. Ausgerechnet in Domburg gibt es leider keine Radwege, sodass man sich bei der Ortsdurchfahrt kurzzeitig in der Verkehr einreihen muss. Auf der Etappe von Domburg nach Westkapelle verläuft der Radweg rund drei Kilometer an der recht befahrenen Landstraße entlang, nur ein schmaler Grasstreifen trennt den Radweg vom Verkehr. Dann geht es endlich rechts ab, hinauf auf die Deichkrone, wo man von dem kleinen, rot gestreiften Leuchtturm IJzeren torentje empfangen wird. Wenig später hat man von der Deichkrone eine grandiose Sicht auf das Meer und über die Dächer des Städtchens Westkapelle.

Der Radweg von Westkapelle bis nach Vlissingen lässt sich mit wenigen Worten beschreiben: er ist wunderschön und verläuft dicht an den Dünen entlang, die zu den höchsten der Niederlande zählen. Vom Radweg hat man zwar keinen Blick auf das Meer, aber es gibt immer wieder Treppchen, welche die Dünen hinauf führen. Man sollte es nicht versäumen, einen Blick von der Dünenkrone über die sogenannte Riveria Zeelands zu werfen: die schier endlosen, sauberen Strände und die weite Mondlandschaft aus Sand. An der Route gibt es eine gute touristische Infrastruktur, mit Fietscafés (Radlercafés), Restaurants und Campingplätzen.

Oostkapelle


Oostkapelle erstreckt sich mit seinen Feriensiedlungen bis an die Küste, das Dorfzentrum liegt jedoch im Hinterland, rund zwei Kilometer von den Stränden entfernt. Die Strände von Oostkapelle zählen zu den schönsten der Niederlande. Sie reichen bis Domburg und weiter nach Westkapelle. Das eher unscheinbare und modern wirkende Zentrum von Oostkapelle lässt sich mit dem Rad anfahren, der offizielle Nordseeküsten-Radweg bleibt jedoch an der Küste. Das imposante Schloss Westhove war bis Ende des 16. Jahrhunderts die ehemalige Residenz der Äbte von Middelburg. Das Schloss wird heute als Hotel genutzt. In der Orangerie des Schlosses ist das Terra Maris (übersetzt: Land des Meeres) untergebracht. Das Museum (Website: de.terramaris.nl) zeigt wechselnde Ausstellungen zur Entstehung Zeelands. Auf dem Schlossgelände ist die Rekonstruktion einer Fliehburg zu besichtigen.

 Domburg


Domburg ist der älteste Badeort Zeelands. Obgleich Domburg ein überschaubares Städtchen ist: es gibt nur wenige Badespots in den Niederlanden, die so gut das mondäne Flair der Badekultur im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts spiegeln. Vor den Weltkriegen zog es Adel und Künstler aus ganz Europa nach Domburg, darunter der Maler Piet Mondrian. Domburg wurde für sein gesundes Klima, die schönen Strände und das Licht gerühmt. Einige chice Villen aus dieser Zeit sind noch zu sehen wie die Strandvilla Carmen Sylva der rumänischen Königin und Schriftsstellerin Elisabeth zu Wied oder das luxuriöse Jugendstilhotel Bad-paviljoen (Schuitvlotstraat 32). Das Marie Tak van Poortvliet Museum zeigt Arbeiten der Domburger Künstlerkolonie, darunter beispielsweise Gemälde von Jan Toorop. Auf der Nehalenniabank (auch Mondrianbank genannt) sitzt die antike Göttin Nehalennia und schaut anmutig über die Dünen. Die Bank mit der Bronzeskulptur findet sich in der Verlängerung der Badestraat, gleich hinter dem Strandpavillon De Stenen Toko. Das Kunstwerk von Guido Metsers spielt mit seinen geometrischen Farbflächen auf den Künstler Mondrian an und zugleich auf antike, römische Weihesteine, die in Domburg gefunden wurden. Letztere zeigen Reliefs der (eigentlich keltischen) Göttin Nehalennia. Die Nehalenniabank ist ein geeigneter Ausgangspunkt für eine Wanderung auf dem Dünenweg, ein asphaltierter und mit Touristen gesprenkelter Weg, der über die Dünenkrone führt, … mit schönem Blick über das Meer. Der Panoramaweg ist für Radfahrer gesperrt!

Westkapelle

Radweg über den Dächern von Westkapelle
 
Westkapelle wurde im Laufe der Geschichte immer wieder von Katastrophen heimgesucht, die Spuren hinterlassen haben. Heute ist das Städtchen ein attraktiver, lebendiger Ferienort. Bei der Ortseinfahrt schiebt sich ein rund 60 Meter hoher Backsteinturm ins Blickfeld, der markant über den Dächern der Stadt aufragt, obendrauf sind die modernen Signalanlagen zu sehen. Es handelt sich um den ehemaligen Turm der Stadtkirche (15. Jahrhundert), die im Laufe der Jahrhunderte mehrfach durch Kriege, Sturmfluten und Feuer zerstört wurde, nur der besagte Turm blieb erhalten. Bis heute fungiert der Turm als Leuchtturm. Bei der Ortsausfahrt von Westkapelle fällt das Landungsdenkmal auf: Ein Sherman-Panzer erinnert an die Landung der Alliierten am 1. November 1944 und an die Befreiung der Niederlande. Die Niederlande, insbesondere auch die Küste, erlitt massive Kriegsschäden durch die Deutschen. Das Städtchen Westkapelle wurde jedoch durch die Bombardierung der britischen Streitkräfte (im Oktober 1944) nahezu völlig zerstört. Ziel des Angriffs waren die Deiche von Westkapelle, um durch die absichtlich provozierten Überschwemmungen die Deutschen zu vertreiben. Der Ort wurde überflutet, nur jene Straßenzüge und Häuser, die über dem Meeresspiegel lagen, blieben verschont. Fast 200 Menschen kamen ums Leben. Das Museum Polderhaus Westkapelle zeigt die bewegte Geschichte des Städtchens.

Kurz nachdem man Westkapelle hinter sich gelassen hart, führt der Radweg am Ufer des Kreek von Westkapelle vorbei: dabei handelt es sich um einen See, der aufgrund der Bombardierungen des Deichs entstanden ist.

Vlissingen

STraßencafé in Vlissingen
Foto oben: Straßencafé in Vlissingen

Man hört manchmal, Vlissingen sei eine graue Hafenstadt am Meer und es lohne sich nur dann, die Stadt zu besuchen, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Das ist falsch. Vlissingen ist eine lebendige, hübsche Stadt mit Charme! Der Bellamypark bildet das Zentrum der historischen Altstadt und erstreckt sich bis zum Yachthafen. Dabei handelt es sich eigentlich um einen großen Platz mit zahlreichen Cafés und Restaurants. Im ehemaligen Rathaus (ebenfalls Bellamypark) befindet sich heute der Reptilienzoo Iguana. Am südlichen Ende des Bellamyparks beginnt der Seeboulevard: der längste der Niederlande. Der Seeboulevard wird von dem über 80 Meter hohe Sardijntoren (Sardijnturm) überragt. Der tonnenförmige Wolkenkratzer ist ein Wohnturm. Er prägt das Stadtbild von Vlissingen wie kein anderes Gebäude. Die St. Jakobskerk, die Stadtkirche aus dem 14. Jahrhundert, lohnt einen Besuch: besonders der Chor wirkt aufgeräumt und schön. Das Zeeuws maritiem muZEEum (am Hafen) ist im Lampsinshaus untergebracht, dem einstigen Wohnhaus von Cornelis Lampsins (1600-1664), ein einflussreichster Reeder. Es beherbergt, wie der Name des Museums bereits verrät, eine bunte Ausstellung rund um das Thema Seefahrt und die Geschichte Zeelands. Das Arsenaal im Yachthafen erkennt man sofort an dem 65 Meter hohen, modernen Turm mit Aussichtsplattform. Das Arsenaal ist ein kleiner Funpark, mit überschaubaren Aquarien, einer Piratenshow (mit Geisterbahnambiente) und einem Indoorspielplatz. Zum Nulltarif ist der Eintritt ins Asenaal jedoch nicht zu haben.

Extratipp: Ausflug nach Middelburg

Rathaus in Middelburg

Middelburg ist die Hauptstadt Zeelands. Die sehr sehenswerte Stadt liegt nicht unmittelbar auf der Tour, sie lässt sich jedoch ab Vlissingen als Ausflug zügig mit dem Fahrrad anfahren. Nur rund 20- 30 Minuten braucht für den vier Kilometer langen Abstecher (über den Radweg am Kanaal doore Walcheren) entlang, um von Vlissingen in die sehenswerte Stadt Middelburg zu radeln. Middelburg wurde während des Zweiten Weltkriegs durch deutsche Bombardierungen nahezu dem Erboden gleichgemacht. Eine der prächtigsten historischen Altstädte der Niederlande verschwand in Schutt und Asche. Zum Glück wurden viele Gebäude der historischen Altstadt mühevoll wiederaufgebaut wie etwa das wunderschöne gotische Rathaus (Stadthuis) aus dem 15. Jahrhundert und die einst mächtige Abtei aus dem 12. Jahrhundert. In der Abtei ist heute die zeeländische Provinzverwaltung untergebracht und das Zeeuws Museum. Das Museum zeigt eine umfangreiche Sammlung rund um die Geschichte Zeelands mit Gemälden, Fossilien, Porzellan, Silber und Mode sowie Fundstücken aus der Antike. Außerdem werden bedeutende Wandteppiche gezeigt, welche die Seeschlacht im Achtzigjährigen Krieg gegen Spanien erzählen. Der Spanienkrieg gilt als eine frühe Revolution, da sich die Aufständischen auch gegen den eigenen König Philipp II auflehnten. Der Aufstand brachte Kirchenplünderungen und die Vernichtung von Kunstwerken (Bildersturm) mit sich. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben kostenlosen Zutritt zum Museum.

Von Vlissingen nach Brügge (41km)

Breskens

Breskens ist ein Fischerort mit modernem Erscheinungsbild, er hat jedoch einen großen, zentralen Platz mit Cafés und Restaurants. Insbesondere die Produkte der regionalen Fischerei kommen hier auf den Tisch. Das Fischereimuseum (www.museumbreskens.nl) liegt zwischen dem Fischerei- und dem Yachthafen. Zu den Highlights des Museums zählt ein Fahrsimulator, in dem sich auch die Kids als Kapitäne versuchen können.

Der Radweg führt zunächst an der Küste und am nördlichen Ortsrand von Breskens entlang. Schon bald darauf zweigt der Nordeeküsten-Radweg nach rechts ab: auf den Panoramaweg, mit Aussicht über die Strände und das Meer. Nach nochmals rund 400 Metern kommt man zum Leuchtturm Nieuwe Sluis. Das besondere an dem Turm aus dem 19. Jahrhundert ist, dass man ihn besteigen kann, jedenfalls am Wochenende von 13.00-17.00 Uhr (Website: www.vuurtorenbreskens.nl ).

Extratipp: Ausflug nach Groede


Wer den niederländischen Moraldichter Jacob Cats (1577-1660 ) dabei bestaunen will, wie er an einem Bistrotisch sitzt, der muss einen Abstecher nach Groede einlegen. Die Jacob-Cats-Bronzeskulptur am Markt steht vor der Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert. Das Kunstwerk stammt von dem Künstler Jozef van Mierlo. Das Dorfzentrum von Groede (Website: www.groede.net) überrascht mit der städtisch anmutenden Architektur, darunter Häuser mit historischen Treppengiebeln und schönen Stuckfassaden. Rund um den Markt gibt es mehrere Restaurants und Cafés. Die sogenannte Museumsstraße findet sich in der Slijkstraat: hier sind historische Geschäfte und Handwerksbetriebe zu sehen.

Cadzand

Die Strände von Cadzand (mit zahlreichen Strandpavillons) sind sauber, die Architektur ist modern. Die Strände von Cadzand sind dafür bekannt, dass man – mit viel Glück – Haifischzähne aus der Urzeit finden kann. Diese werden dort immer wieder mit dem Sand angespült.

Der Ort Knokke-Heist liegt nicht auf dem Radweg, ist aber von Cadzand-Strand (siehe oben) nur ein Katzensprung entfernt. Das traditionsreiche Seebad gilt als Tummelplatz für Reiche und Vips. Luxusboutiquen und Nobelhotels sind das Markenzeichen von Knokke-Heist. Es gibt einen Zuganschluss vom Bahnhof Knokke nach Brügge.. Die Kasten- und Betonarchitektur an den Seepromenaden von Knokke-Heist ist allerdings nicht jedermanns Geschmack.

Retranchement


Retranchement heißt auf Französisch „Verschanzung.“ Die Gründung des Ortes geht auf eine Festungsanlage aus dem Jahre 1604 zurück. Retranchement war ursprünglich nur von Soldaten bewohnt. Die ehemalige Festung ist an Landschaftsmerkmalen noch gut erkennbar: etwa an den Wällen und Gräben im Ort. Auch die auffällige Bockwindmühle ist ein Rest der Festung: hier wurde das Mehl für die Soldaten gemahlen. Nach Abzug der Soldaten kamen Siedler und das Dorf entstand
.
LF1-Beschilderung in Belgien

Foto oben: auch in Belgien ist der Nordseeküsten-Radweg bis Damme als Lf1 beschildert. 

Sluis


Sluis wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. Die historische Altstadt wurde teilweise wiederaufgebaut. Das Rathaus von Sluis stammt aus dem 14. Jahrhundert und präsentiert sich mit einem hübschen Belfort: einem burgartigen Turm mit vier Ecktürmchen. Das Museum Het Belfort (am Grote Markt / Marktplatz) widmet sich der Stadtgeschichte. Vom Turm tut sich ein Panoramablick über Sluis und das Umland auf. Sluis ist ein lebendiges Einkaufsstädtchen mit zahlreichen Geschäften und Cafés
.
Verträumte Kanäle auf dem Schlussspurt nach Damme / Brügge
Foto oben:Verträumte Kanäle auf dem Schlussspurt nach Damme / Brügge

Damme

Die hübsche Stadt Damme versteht sich als „Stadt des Buches“. Der flämische Schriftsteller Charles De Coster ließ seinen 1867 erschienenen Roman Ulenspiegel in Damme spielen.

Auf dem Radweg von Sluis nach Brügge wird man sich kaum verfahren. Im Zentrum (Marktplatz) steht das gotische Stadthuis (Rathaus) aus dem 15. Jahrhundert. Am Marktplatz gibt es zahlreiche Cafés und Restaurants. Im eindrucksvollen Patrizierhaus De Grote Sterre ist heute das Verkehrsamt, das Besucherzentrum und das Till Eulenspiegelmuseum untergebracht.

 Ob der Schalk Till Eulenspiegel je in Damme war, daran kann man zweifeln. Dennoch ist Charles de Costers Roman einer der Gründe, warum sich Damme heute als Stadt des Buches versteht. In Damme gibt es jedenfalls auffällig viele Buchhandlungen und Antiquariate. In der Jacob van Maerlantstraat (eine Straße), die direkt auf den Marktplatz zuläuft, findet man weitere, sehenswerte Stadthäuser, darunter das House St-John aus dem 15. Jahrhundert. Die Liebfrauenkirche (Onze Lieve Vrouwekerk) liegt am südlichen Stadtrand. Der über 40 Meter hohe Turm der Kirche kann bestiegen werden. Die Kirchenhalle schließt nicht mehr an den Turm an, nur einige (ruinenartige) Stützstreben sind als Verbindung zum Turm erhalten. Das heutige Kirchenschiff ist wesentlicher kleiner als es das ursprüngliche Gebäude war. Wer die Kerkstraat (Kirchstraße) zur Liebfrauenkirche hinunter flaniert, kommt am historischen Hospital (Sint-Janshospitaal) vorbei: es wurde im 13. Jahrhundert gegründet. Im ehemaligen Krankensaal des Gebäudes ist das Museum Sint-Janshospitaal untergebracht. Die kleine Ausstellung zeigt historische Möbel, Bücher und Gebrauchsgegenstände. Am südöstlichen Stadtrand sind Reste einer Festungsanlage aus dem 16. Jahrhundert (Kasematte) zu sehen. Wer sich für die Stadtausfahrt entlang des Kanals entscheidet, der kommt an der Schellenmühle vorbei, eine historische Windmühle aus dem 19. Jahrhundert.
.

Routentipps

Vom Vlissinger Fährhafen nimmt man die Fähre nach Breskens.Die Rad-und Personenfähre von Vlissingen nach Breskens fährt ganzjährig, stündlich zwischen 8.00 und 21.00 Uhr. Die Überfahrt dauert nur ca. 23 Minuten. Website: www.westerscheldeferry.nl

Radfähre Vlissingen-Breskens
Foto oben: Fähre Vlissingen-Breskens

Von Sluis bis Damme können Sie weiterhin dem Nordseküsten-Radweg Lf1 folgen.Der Weg von schönen Bäumen gesäumte, Alleenweg lässt sich kaum verfehlen, denn dieser verläuft einfach am Damse Kanal  entlang, der seinerseits schnurgerade nach Brügge führt.

Anschlussroute von Damme nach Brügge:  Ab Damme empfehlen wir auf dem straßenbegleitenden Radweg links des Kanals (in Fahrtrichtung nach Brügge gesehen) nach Brügge zu fahren. Sie können aber auch einfach auf der Flandernroute  nach Brügge weiterradeln.