Rad fahren in Belgien
Radwege
in Belgien
Ein Großteil Belgiens ist
flach wie ein Pfannkuchen, außer der Süden mit den
Ardennen (ein Mittelgebirge!) und Ostbelgien: hier heißt es
in welligem Gelände auch mal ordentlich in die Pedale treten.
Viele belgische Radrouten verlaufen auf Deich- oder Treidelwegen
entlang von Flüssen und Kanälen sowie auf ehemaligen
Bahntrassen. Diese Routen haben ein ausgeglichenes Steigungsprofil,
meistens sind sie völlig flach.
Eine Besonderheit Belgiens
sind die sogenannten Ravel-Radwege in der Wallonie. Das Kürzel
Ravel steht für Réseau Autonome des Voies Lentes,
was übersetzt Autonomes Netz der langsamen Wege (=
für den Langsamverkehr) bedeutet. Bei dem Ravel-Netz ist eine
Anlehnung an die Radwege-Struktur in den romanischen Ländern
Frankreich und Spanien erkennbar. Quasi autofreie, getrennte Radwege
(insbesondere auf ehemaligen Verkehrswegen wie Treidelpfade oder
Bahntrassen) führen in Frankreich und Spanien eine eigene
Bezeichnung, man nennt sie „Grüne Wege“
(Voie Verte, Vias Verdes). Belgien, insbesondere auch die Wallonie,
verfügt über eine hohe Anzahl an Bahntrassen-Radwegen
und Kanalrouten. Trotzdem kann man Ravel-Radwege nicht mit den Vias
Verdes oder Voies Vertes gleichsetzen. Die Ausweisung als Ravel-Radweg
ist keine Garantie für die Qualität oder Autofreiheit
des Radwegs. Viele Ravel-Radwege werden auch über
Landstraßen geführt.
Bahntrassen-Radwege erkennt man
in Belgien leicht an der Bezeichnung L+ Nummerierung, also
beispielsweise L163. Das „L“ steht für
„Ligne“. Gemeint ist die Zuglinie
(=Kursbuchnummer), die einst auf der Trasse verkehrte, bevor diese
(nach der Stilllegung) zu einem Radweg umgebaut wurde. Die
Kursbuchnummer der ehemaligen Bahn wurde generell in der Bezeichnung
(und auch Beschilderung) der Radwege übernommen. Zahlreiche
Bahntrassen-Radwege in Belgien haben einen Status als
Pré-Ravel und sie sind auch entsprechend beschildert. Dabei
handelt es sich um provisorische Radwege, oft mit sehr grobem
Kiesbelag. Pré-Ravel-Radwege stehen im Visier der
behördlichen Planungen und sollen in Zukunft besser ausgebaut
werden.
Die Struktur des belgischen Radnetzes hat starke
Ähnlichkeiten mit dem niederländischen Radnetz, was
freilich auch mit der engen Zusammenarbeit der BENELUX-Länder
zusammenhängt. Fernradwege sind in Belgien (genau wie in den
Niederlanden) mit dem Kürzel LF + Nummerierung (zum Beispiel:
LF5) ausgeschildert. LF steht für Landelijke Fietsroutes
(Überlandrouten).
Belgien hat, wie die Niederlande, ein
Knotenpunktsystem. Viele Radwege sind vor Ort mit entsprechenden
Knotenpunkten (z.B. 1, 45, 51) beschildert. Das im Prinzip sehr
effiziente System hilft bei der Navigation natürlich nur, wenn
man unterwegs präzise Radkarten dabei hat, in denen die
entsprechenden Knotenpunkte verzeichnet sind.
Reiseinformationen
Belgien
Sprache
Der größte Teil Belgiens spricht
niederländisch, im wallonischen Süden wird
französisch gesprochen, in Ostbelgien gibt es knapp 80.000
deutschsprachige Sprecher. Gerüchte sagen, dass im
flämischen Teil Belgiens ungern Französisch
gesprochen werde, man komme mit Deutsch besser zurecht, falls man kein
Niederländisch beherrscht. Das stimmt jedoch nicht. Viele
französischsprachige Sprecher wohnen und arbeiten heutzutage
im flämischen Belgien und anders herum. Im deutschsprachigen
Ostbelgien kommt man mit Deutsch zwar hervorragend klar, ansonsten
spricht man in Belgien tendenziell lieber französisch als
deutsch.
Reisezeit
Die Nähe zur Nordsee prägt das Klima in Belgien: auf
stärkeren Wind (meist aus Westen oder Nordwest) sollte man
sich bei der Etappenplanung einstellen, Regenkleidung gehört
ohnehin ins Gepäck. Im Winter sind die Temperaturen zwar
tendenziell milder als in Mitteleuropa, aber es ist häufig
sehr stürmisch. Die Küste und die Touristenmagneten
(z.B. die Städte Brügge oder Gent) sind stark
überlaufen, rechtzeitiges Vorbuchen ist ein Muss. An der
Küste empfehlen sich für eine Radtour die Monate Mai
bis Juni: dann ist es noch nicht so überlaufen, das Wetter
aber bereits (tendenziell) beständiger.
Währung,
Dokumente, Gesundheit
Belgien ist Gründungsmitglied der EU und
Mitglied des Schengenabkommens. Zur Einreise genügt
für deutsche Bundesbürger ein Personalausweis. Die
Währung in den Belgien ist der Euro. Geldautomaten sind
reichlich vorhanden Die medizinische Versorgung ist sehr gut
(vergleichbar mit Deutschland).
Einkaufen &
Übernachten
Die touristische Infrastruktur (Campingplätze, Hotels,
Tourist-Infos) ist auf allen Routen, die in dem hier vorliegenden Buch
beschrieben werden, gut bis mindestens ausreichend.
Einkaufsmöglichkeiten (Supermärkte etc.) und
gastronomische Angebote gibt es jedoch oft nicht direkt am Radweg. Um
Ortschaften mit Geschäften und Gastronomie anzufahren, muss
man vielfach einen Abstecher von der Hauptroute einlegen: das
verlangsamt das Reisetempo und sollte bei der Tourenplanung
berücksichtigt werden. Belgien ist stark zersiedelt, viele
Orte und Städte erstrecken sich über riesige
Flächen, aber ohne klar erkennbares Zentrum. Das erschwert die
Orientierung und Navigation unterwegs.
Bahn & Fähren
Die belgische Staatsbahn nimmt Räder prinzipiell mit,
allerdings nicht in allen Fernzügen. Internationale
Fernzüge von Deutschland nach Belgien transportieren
inzwischen meistens keine Räder mehr, sodass man einen Umweg
über Luxemburg oder die Niederlande einplanen muss. Oder man
steigt an der Grenze um. Das belgische Eisenbahnnetz ist sehr dicht,
die Regionalzüge nehmen fast immer Räder mit.
Das Gerücht, dass die Räder prinzipiell vom Schaffner
in die
Gepäckabteile verladen werden, fanden wir bei unseren
Recherchereisen nicht bestätigt, aber die Schaffner waren
insgesamt sehr höflich. Für den Fahrradtransport muss
ein gesondertes Fahrradticket gelöst werden. Wer die Bahn zur
An- oder Rückfahrt einplant, sollte sich bereits im Vorfeld
über den Streckenverlauf und Möglichkeiten zur
Fahrradmitnahme informieren und entsprechend reservieren (auch die
Fahrradmitnahme).
Auf der Flandernroute werden mehrfach
Fähren zu Querung von Flüssen und Kanälen
eingesetzt. Einige Fähren verkehren nur tagsüber
(teilweise sogar nur bis 18.00 Uhr). Bei ungünstigen
Wasserverhältnissen (Niedrigwasser, Hochwasser)
können die Fähren außer Betrieb sein. Oft
ist es dann aber möglich, den Fluss in der nächsten
Ortschaft mit der Fähre (0der auf einer Brücke) zu
queren. Kanal-Radwege verlaufen meistens auf beiden Seiten des Kanals.
Weitere Infos & Adressen
Radtourenplaner Belgien:
Interaktive
Karte mit dem Radnetz in Belgien, den Niederlanden und Luxemburg. Der
Radtourenplaner geht auf eine Kooperation zahlreicher
Tourismusorganisationen zurück. Website:
www.fietsnet.be/routeplanner/
Ostbelgien Aktiv: Informative
Website,
insbesondere zum Radfahren in Ostbelgien mit interaktiver Karte.
Website: go.eastbelgium.com
Ravel Wallonie
Website:
ravel.wallonie.be
Deutsche Vertretung des
Fremdenverkehrsamtes Brüssel /
Wallonie: Website: www.belgien-tourismus.de
Tourismus Flandern :
www.visitflanders.de
Tourismusagentur Ostbelgien
http://www.eastbelgium.com/de